Einer meiner Schüler erzählte mir von einem Artikel, den er in der New York Times gelesen hatte. Die NASA habe ein Raumschiff mit einer besonderen Mission ausgesandt: Es solle in einen Asteroiden einschlagen, um festzustellen ob es diesen in eine andere Flugbahn zwingen könne. Dieses Experiment, als „Double Asteroid Redirection Test“ oder ganz einfach „DART“ bezeichnet, untersucht die Möglichkeit Asteroiden, welche unter Umständen mit der Erde kollidieren könnten, in eine andere Flugbahn umzuleiten. Tatsächlich verfügt die Natur über viele Wege diese und ähnliche Katastrophen herbeizuführen. Dennoch sollten wir uns dadurch nicht von der tatsächlichen Lösung unserer Probleme ablenken lassen und diese liegt in der menschlichen Gesellschaft selbst.
Es ist nicht etwa so dass das Szenario eines Asteroiden, der in die Erde einschlägt absurd wäre. Dies ist bereits geschehen und könnte sich durchaus wiederholen. Das Problem besteht darin, dass wir uns den Kopf über imaginäre zukünftige Gefahren zerbrechen, deren tatsächliches Eintreten gegen null tendiert, anstatt das in unserem Leben in Ordnung zu bringen was tatsächlich einer Korrektur bedarf, nämlich unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen. Anstelle Pfeile in den Weltraum zu schicken sollten wir auf unsere Herzen zielen.
Die Urheber all jener Probleme, die uns wirklich das Leben schwermachen, sind wir selbst. Beschleunigte Inflationsraten, die Verschmutzung von Luft, Wasser und Erde, Kriege und Terrorismus, Unterdrückung, Drogensucht und soziale Spaltung- nicht eines dieser Probleme ist natürlichen Ursprungs. All unsere schlimmsten Krisen sind vom Menschen verursacht.
Wir sollten endlich damit aufhören uns nach potentiellen Bedrohungen aus dem Weltraum umzusehen. Viel wichtiger ist es, dass wir einander ansehen und uns die ernsthafte Frage stellen wie es uns gelingen kann in Frieden miteinander zu leben. Es ist an der Zeit, dass wir uns den wahren und schmerzhaften Fragen unserer Existenz stellen. Warum komme ich mit meinen Mitmenschen nicht aus? Warum lehnen wir einander ab? Wir leben in einer vernetzten Welt, sind alle voneinander abhängig. Und trotzdem können wir einander nicht leiden. Warum ist das so? Warum sind wir so?
Natürlich fühlt nicht jeder diese Fragen in gleicher Dringlichkeit, aber dennoch existieren sie in in jedem von uns und vergiften unsere Beziehungen. Wem es schwerfällt dies zuzugeben braucht nur einen Blick in die Statistiken zu werfen. Dort lässt sich schwarz auf weiß nachlesen wie viele von uns versuchen der Realität zu entfliehen indem sie sich mit Drogen und anderen Suchtmitteln zu betäuben suchen. Wir sollten unser Augenmerk auf die stetig steigenden Zahlen an Gewalttaten richten, die sich intensivierende Feindseligkeit zwischen wirtschaftlich voneinander abhängigen Staaten sowie die zunehmende politische Spaltung innerhalb von Ländern und in der Gesellschaft an sich.
Die Menschheit ist in Spaltung begriffen und dies ist weitaus bedrohlicher als irgendein Asteroid, der auf die Erde fallen könnte. Wenn es uns gelingt unsere sozialen Probleme zu lösen, werden wir auch all unsere anderen Probleme lösen können. Halten wir aber den Zerfall der Gesellschaft nicht rechtzeitig auf, werden wir niemals zu einer Lösung gelangen. Deshalb müssen wir uns zuerst und vor allem der Überwindung sozialer Missstände widmen, da diese eine gegenseitige Entfremdung zur Folge haben.
In jedem Fall werden wir zu einer Korrektur unserer Beziehungen gelangen. Wenn wir dies nicht freiwillig tun wird die Natur uns dazu verpflichten. Aber dies wird ein qualvoller und langsamer Prozess sein. Wenn wir unsere Gleichgültigkeit überwinden und stattdessen füreinander Verantwortung übernehmen, können wir auf gute Weise eine Heilung unserer Beziehungen erreichen. Es liegt an uns diese Entscheidung zu treffen.