In den meisten Ländern der zivilisierten Welt, so auch in Deutschland, ist die Geburtenrate rückläufig. Es scheint so, dass die Menschen keinen Sinn mehr in der Fortpflanzung sehen, keinen Vorteil für ihr Leben. Kinder werden als Last empfunden, weil das Leben als sehr belastend wahrgenommen wird. Auch fehlt die Perspektive für ein sinnvolles, gutes Leben.
Der Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass heute die Menschheit den Höhepunkt ihrer Entwicklung bereits überschritten hat. Viele Jahrtausende lebten die Menschen von der Hoffnung, dass es der nächsten Generation besser gehen würde. Kinder waren in diesem Traum vom besseren Leben die Hoffnungsträger. Warum sie ihr Leben so leben mussten und nur diesen Traum hatten, war für sie jedoch unverständlich und unerklärlich.
Sowohl in Europa als auch in Amerika war das Leben entsprechend geprägt von der Hoffnung, dass es den Kindern besser und den Enkelkindern noch besser gehen würde. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts ging der Höhepunkt dieses Lebensgefühls unmerklich zu Ende. Heute denken viele Menschen nicht mehr so.
Dieser Wandel zeigt sich letztlich darin, dass das Lebensgefühl nicht mit etwas Gutem gefüllt ist – es ist ein Streben nach Existenz, im ständigen Kampf, mit der Frage, wozu das alles? Warum noch Kinder in diese Welt setzen?
Andererseits werden Kinder heute von ihren Eltern als Besitz betrachtet. Man hat ein Kind für sich, ganz egoistisch. Dann hat man einen Sinn im Leben und ist voll und ganz damit beschäftigt. Dabei geht es einem um den eigenen Genuss, die eigene Erfüllung im Leben und nicht um das Kind selbstständiges Wesen. Denn, würden diese Menschen völlig uneigennützig an das ungeborene Wesen denken, würden sie wohl keine Kinder mehr in diese Welt setzen.
Eine alte Weisheit sagt: „Nicht durch deinen Willen wirst du geboren, nicht durch deinen Willen lebst du, nicht durch deinen Willen stirbst du.“
Warum also, fragen sich die Menschen heute, soll man dann etwas für andere tun und sein Leben nach anderen ausrichten? Wofür ständig leiden? Nur um Kindern ein schöneres Leben zu ermöglichen? Was soll der Sinn davon sein? Diese Frage stellt sich dem Menschen heute ganz realistisch immer deutlicher und schärfer.
Aus der Fernsehsendung „Nahaufnahme. Europa heute“