Die westliche Wirtschaft kränkelt immer noch, und die Stimmung der Wähler verlagert sich weiter nach rechts. Millionen Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Die Menschheit wird von großen und kleinen Kriegen erschüttert, ‘zig Millionen Menschen sind auf der Flucht.
Nahezu jede Region der Welt steht vor gewaltigen Herausforderungen, für die es keine Lösungen gibt. Das Ausmaß der Krise ist je nach Region unterschiedlich, aber für alle spürbar. Dies ist die Realität des modernen Kapitalismus, der dem Planeten seine Gesetze diktiert.
Turbulenzen
Das Ende einer jeden Ära ist voller Widersprüche. Reichtum und Wohlstand, nie dagewesene Möglichkeiten und Träume, die in Erfüllung gehen. Alle Vorzüge des Kapitalismus zieren immer noch die Homepage, aber die Seite ist fehlerhaft und die Entwickler können nichts dagegen tun. Vor unseren Augen, unter den triumphalen Klängen der Fanfare, verfällt uns das nach außen hin noch funkelnde System bereits.
Die Kaufkraft schwindet, der Lebensstandard sinkt, der soziale Aufschwung kommt zum Stillstand. Automatisierung, Robotik, Nanotechnologie und 3D-Drucker vernichten den Arbeitsmarkt.
Die Arbeitslosigkeit – sowohl die Sichtbare als auch die Versteckte – ist zur Geißel unserer Zeit geworden. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation werden im Jahr 2022 weltweit 207 Millionen Menschen arbeitslos sein. In Wirklichkeit ist die Situation noch viel schlimmer, denn die Statistiken werden absichtlich schön gefärbt.
Am schlimmsten trifft es junge Menschen. Der Mangel an Arbeitsplätzen, der mit einem Rückgang der Reallöhne einhergeht, verstärkt die Ungleichheit, zerstört die traditionelle Institution der Familie, macht den Kauf eines Hauses und Familienzuwachs zur Utopie und treibt sie dazu, auf der Suche nach einem besseren Leben, auszuwandern. Hinzu kommen die Gefahr eines dritten Weltkriegs, eine sich ausbreitende Depression und die zunehmende Massenflucht in die Drogenabhängigkeit.
Auch wenn einige der Entwicklungen nur latent vorhanden sind, heruntergespielt oder schlichtweg ignoriert werden, ist ihr vorhersehbares Ergebnis klar: Millionen von Demonstranten, die auf den Straßen soziale Gerechtigkeit fordern. Nein, morgen noch nicht, aber übermorgen.
Turbulenzen untergraben die sozialen Grundlagen. Und sie werden sich nicht von selbst auflösen. Es handelt sich nicht um eine atmosphärische Anomalie, sondern um eine Fehlfunktion des „Flugzeugs“ selbst, das das Ende seiner Nutzungsdauer erreicht hat. Es ist nicht mehr flugtauglich. Um es zu ersetzen, brauchen wir schon jetzt Antworten auf die zentralen Fragen der nahen Zukunft: Was tun mit den Massen von Arbeitslosen? Wie können wir eine Gesellschaft mit verkümmerten Marktbeziehungen umgestalten? Wohin degeneriert der Kapitalismus? Was können wir dagegen tun?
Erinnern Sie sich daran, wie alles begann?
Einer der Grundgedanken der Ökonomie besagt, dass die Menschen mit einem Minimum an Aufwand einen maximalen Profit anstreben. Dies ist das übliche rationale Kalkül, das von gewohnheitsmäßigen, egoistischen Motiven diktiert wird.
Andererseits können Menschen, die voneinander profitieren, die Interessen der anderen nicht völlig ignorieren. Schließlich ist die gesamte geschichtliche Entwicklung der Menschheit eine Entwicklung der Verflechtung und gegenseitigen Abhängigkeit zwischen uns. Die Wirtschaft ist nur eine Projektion des Systems der menschlichen Beziehungen.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass der „rationale Egoismus“, das Streben nach maximalem Vergnügen zu minimalen Kosten, unserer Natur entspricht und den Menschen dazu zwingt, auf Kosten anderer zu handeln, zum Nachteil anderer.
Dies wurde erstmals vor 3.500 Jahren im alten Babylon entdeckt, wo die Grundlagen für Handel, Steuern und Landwirtschaft gelegt wurden. Im Einklang damit entstand ein System der Macht und des Gemeinwesens, das die klassischen Grundsätze der Ordnung und Verwaltung festlegte.
Diese Metamorphosen haben das Leben der Menschen radikal verändert. Die Zivilisation, die bis dahin als eine einzige Familie gelebt hatte, sah sich mit einem explosionsartigen Wachstum des Egoismus konfrontiert und zerfiel in einzelne Gruppen. Gleichzeitig wurden die Klassenunterschiede in der Gesellschaft deutlich sichtbar, und die rücksichtslose Ausbeutung der einen durch die anderen begann.
Die Jahrhunderte vergingen und die Formationen änderten sich. In der Sklaverei und im Feudalismus beruhte die Wirtschaft auf der Bewirtschaftung des Bodens. Im Mittelalter gab es eine klare Trennung zwischen dem Adel und den Leibeigenen. Die menschliche Natur war jedoch ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten der Selbstbestätigung, und dies führte zu neuen Produktionsprozessen, die das Industriezeitalter hervorbrachten.
Am Vorabend der industriellen Revolution wurde die Dampfmaschine erfunden – eine Art Katalysator für den Sprung in die moderne Welt. Automatisierung und Industrialisierung verwandelten den sanft abfallenden Entwicklungspfad in eine Hyperbel, die den Fortschritt in rasante Höhen rasen ließ. Das ländliche Hirtenleben ist dem Streben nach Glück in einem städtischen Labyrinth mit nie dagewesenen Möglichkeiten gewichen.
Und natürlich dachte zu Beginn der neuen Spirale niemand daran, wohin sie führen würde.
Marx‘ Fehler
In einem kurzen Zeitraum veränderte sich das Gesicht der Gesellschaft fast bis zur Unkenntlichkeit. Es entstanden zwei neue Klassen: die Bourgeoisie und das Proletariat, das die Bauern von gestern repräsentierte, die unter den harten Bedingungen des Frühkapitalismus arbeiteten.
Karl Marx, der diesen Prozess mit eigenen Augen beobachtete, schrieb: „Die Geschichte aller bisher existierenden Gesellschaften ist eine Geschichte des Klassenkampfes. Freie und Sklaven, Patrizier und Plebejer, Gutsherren und Leibeigene, Meister und Gesellen, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in einem ewigen Gegensatz zueinander, führten einen ständigen, mal latenten, mal expliziten Kampf, der stets in einer revolutionären Veränderung der gesamten Gesellschaftsstruktur oder in der allgemeinen Vernichtung der kämpfenden Klassen endete.“ (Manifest der Kommunistischen Partei)
Im Laufe seines Wachstums kleidete sich der Egoismus immer wieder in neue sozioökonomische Gewänder. Ihre kapitalistische Version forderte die Institution des Privateigentums und des freien Marktes. Nach und nach stellte die westliche Zivilisation nicht den Status, sondern den Menschen als solchen in den Vordergrund – wenn auch in seiner konsumierenden Form.
Liberale Werte wurden zunehmend wichtiger, das Recht eines Jeden auf das Streben nach Glück war in aller Munde. Obwohl dieses Glück durch die Struktur der Marktbeziehungen selbst festgeschrieben war, begann der Kapitalismus dennoch, die Welt mehr und mehr zu seinen Vorteil zu gestalten.
Lange Zeit argumentierten die Befürworter, dass steigende Einkommen und wachsender Wohlstand zwangsläufig zu den schwächeren Bevölkerungsschichten durchsickern würden. Dann stellte man jedoch fest, dass, wenn man dem Prozess freien Lauf lässt, die Armen nur knapp über der Armutsgrenze bleiben. Infolgedessen gibt es in keinem Land der Welt einen reinen Kapitalismus ohne verschiedene Formen staatlicher Intervention.
In Anbetracht dieses Missstandes ging Marx davon aus, dass sich die Arbeiter, wenn sie diesen Zustand erkennen, zusammenschließen und einen gewaltsamen Kampf gegen die Bourgeoisie für eine gleichberechtigte Gesellschaft führen würden. Das war ein Irrtum. Denn hinter dem Klassenkampf steht immer noch derselbe Egoismus und es gibt eine weitere Phase in seiner Entwicklung, die „Faschismus“ genannt wird.
Der berühmte Kabbalist des 20. Jahrhunderts Baal Sulam schreibt darüber: „Marx verspricht uns, dass nach dem Zusammenbruch der gegenwärtigen Macht der Bourgeoisie sofort die Macht des Proletariats entstehen wird. Darin liegt die Schwäche seiner Doktrin.
Die Realität hat gezeigt, dass nach dem Zusammenbruch der gegenwärtigen Ordnung, das Stadium des Nazismus und des Faschismus beginnt. Wir befinden uns also noch in den Zwischenstadien der menschlichen Entwicklung, und die Menschheit hat die Spitze der Entwicklungsleiter noch nicht erreicht. Und wer weiß schon, wie viel Blut auf der Welt vergossen wird, bevor wir dieses wünschenswerte Niveau erreichen?” (aus der Zeitschrift “Das Volk”)
Die egoistische, menschliche Natur nimmt ihren Lauf, und wenn wir ihr nicht Einhalt gebieten, wird sie die Welt in einen faschistischen Strudel ziehen – mit einem modernen Wortschatz, mit einer neuen Agenda, aber mit denselben grausamen Maximen und Methoden.
Obwohl die Wirtschaft uns hilft zu leben, ist sie nicht das Leben selbst. Wir können uns nicht blindlings ihrem Diktat unterwerfen und mit dem Strom der menschlichen Natur schwimmen. Der gegenwärtige Entwicklungsstand erfordert unsere bewusste, aktive und zielgerichtete Teilnahme an diesem Prozess. Wenn wir einen qualitativen Wandel in der Gesellschaft herbeiführen und ein positives Verhältnis zwischen uns herstellen, dann wird sich die Wirtschaft an die neuen Realitäten anpassen.
In der Zwischenzeit zerbrechen sich die Wirtschaftswissenschaftler den Kopf über ein Problem, das in ihrem System im Grunde unlösbar ist. Wir stehen wieder einmal vor einer Welle egoistischen Ehrgeizes: Das goldene Kalb ist unersättlich geworden, und der ganze Globus kann seinen Appetit nicht mehr stillen. Hier endet die Wirtschaft und beginnt die Kabbala.
An der Schwelle zu einem dramatischen Umbruch, der außer Kontrolle zu geraten droht, steckt die Welt den Kopf in den Sand und ist nicht bereit, wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Die Lösung für das Problem ist jedoch bereits bekannt.
Das alte, überholte Schulsystem beruht auf der durch die industrielle Revolution geforderten Bildung. Diese vermittelt die Grundsätze der kapitalistischen Ordnung und prägt von Kindheit an die entsprechenden Denk- und Verhaltensmuster.
Aber jetzt, an der Schwelle zu einem weiteren Umbruch, muss die Bildung wieder an die Realität angepasst werden, die wir am Ende der kapitalistischen Phase gestalten wollen, indem wir den Faschismus umgehen.
Damit der Übergang reibungslos und ohne Blutvergießen vonstatten gehen kann, müssen die Menschen aufgeklärt werden. Hat das Jahrhundert damit begonnen, eine gebildete Arbeiterschaft zu schaffen, müssen wir nun darangehen, eine gebildete soziale Schicht zu schaffen, die aus Menschen besteht, die nicht ausschließlich Diener der Industrie und die Konsumenten ihrer Produkte sind.
In der neuen Gesellschaft wird nicht mehr alles nach Gewinn und Verlust bewertet und nur in Geld gemessen. Sie setzt andere Ziele und bestimmt andere Kriterien. Die Beziehungen zwischen den Menschen sind nicht mehr ein Nebenprodukt des Wirtschaftsgeschehens, sondern ein eigenständiges Element, das von der Gesellschaft eine noch nie dagewesene Kühnheit verlangt: eine Ablehnung des Wettbewerbs zugunsten der Einheit. Und das real, und nicht nur in der Theorie.
Nur dann werden wir in der Lage sein, die angesammelten Probleme friedlich zu lösen, soziale Spannungen abzubauen, einander, im Interesse gemeinsamer Interessen, Zugeständnisse zu machen und vor allem ein Leben zu genießen, das den Menschen und der Gesellschaft die Möglichkeit bietet, sich so weit wie möglich in Einheit und Harmonie mit allem zu verwirklichen.
Solange wir noch über die wirtschaftlichen Aspekte und die damit verbundenen Machtkämpfe auf verschiedenen Ebenen diskutieren, sind wir nicht beim Kern der Sache angelangt. Es ist ein guter Zeitpunkt, um den Blick von den Auswirkungen abzuwenden und die Ursachen zu betrachten – die völlig korrupte Gesellschaft.
Milliarden von Menschen fehlt ein normales, teilnahmsvolles, freundliches Umfeld. Es ist Zeit für ein Heilmittel, wir haben jedoch noch keine Diagnose gestellt. Vielleicht, weil wir das Heilmittel nicht mögen? Aber es gibt kein anderes Heilmittel und wir brauchen auch kein anderes.