Der Mensch sucht von Natur aus nach Bedeutung und Sinn für sein Leben. Alle unsere Bemühungen, Dinge und Geschehnisse verstehen zu wollen, stoßen oft an Mauern oder enden an unüberwindbaren Hindernissen.
Schon Shakespeare hat seinen Hamlet theatralisch fragen lassen „Sein oder Nichtsein?“ , und damit ein uraltes Paradoxon des menschlichen Lebens berührt: nämlich die Frage nach dem unausweichlichen Tod, eine Frage, die zusammen mit der Geburt in unser Leben tritt und uns bis dahin auch nicht mehr verlässt.
Andere Lebewesen stellen sich diese Frage nicht, nur der Mensch ringt mit der Tatsache, dass das Leben endlich sei. Es scheint uns schwer, den Tod zu akzeptieren, tief in uns spüren wir eine Zugehörigkeit zu etwas Höherem, Größerem, etwas mit Sinn und Bedeutung für unsere Existenz.
Warum leben wir? Wofür wurden wir geboren? Wohin gehen wir? Diese Fragen sind von großer Bedeutung, sie sind der Treibstoff unserer gesamten menschlichen Entwicklung.
Trotz der besseren Befriedigung unserer Grundbedürfnisse, bleiben diese ewigen Fragen bestehen, lodern und brennen mal stärker, mal schwächer im Innern des Menschen.
Eine klare und eindeutige Antwort auf diese drängenden Fragen gibt es nicht, zahllose Theorien, Überzeugungen und Spekulationen dafür aber reichlich.
Warum ist das so?
Weil wir Gefangene unseres eigenen Egoismus sind. Unser Egoismus bestimmt durch sein Streben nach Vergnügen das, was wir wahrnehmen. Wir sehen nicht die Wirklichkeit, sondern nur unsere eigene Wirklichkeit, nämlich genau das, was uns unser Egoismus präsentiert. Und nicht nur das, zu guter letzt, identifizieren wir uns auch damit und halten dieses Bild für die Wirklichkeit.
Neben dieser Funktionsweise unserer menschlichen Natur, geprägt von Sinnen, Gedanken und Träumen, die darauf ausgerichtet sind, uns selbst zu erfüllen, gibt es noch einen kleinen Funken oder Punkt in jedem von uns, der beständig, mal laut, mal leise immer wieder die gleichen bohrenden Fragen nach dem Sinn unseres Lebens stellt.
Diese Fragen gehen über die, unseren Alltag betreffenden Fragen, weit hinaus. Diese essentiellen Fragen haben eine so große Kraft und Macht über uns, das, bleiben sie unbeantwortet, neben dem Erscheinen einer spürbaren Leere, Ursache für Depression, Angst und Krankheit, sowie Quelle zahlreicher sozialer Probleme werden kann.
Das Verlangen nach dem Lebens-Sinn ist kollektiv und individuell zugleich und seine Befriedigung findet in unserer Welt Ausdruck in zahlreichen Erscheinungsformen. Die einfachste Antwort liegt sicherlich in der Akzeptanz der Tatsache, dass es keine Antwort gibt. Oder aber man versucht, die entstandene Leere anderweitig zu füllen, flüchtet sich in Arbeit, Urlaub, Alkohol, Sport oder in andere Möglichkeiten unseres materiellen Lebens.
Unser Bestreben führt oft in eine innere Sackgasse, da sie die Sinnfrage nicht beantwortet, sondern verdrängt. So manifestiert sich der Mangel an Sinnhaftigkeit für das eigene Leben mehr und mehr in unserer Gesellschaft. Zunehmend sichtbar sind die Suche nach neuen Lebensentwürfen und ein Ausstieg aus Wettbewerb und Leistungsgedanken auch bei der jungen nachwachsenden Generation.
Auch wenn es keine allgemeingültige Antwort auf die Frage nach dem Lebens-Sinn geben kann und geben wird, so müssen wir doch verstehen, dass diese Fragen zum Menschsein gehören und dass die Suche nach ihrer Beantwortung möglicherweise bereits die Antwort in sich birgt.
Der wahre Sinn liegt nicht im Körperlichen, nicht in der Erfüllung egoistischer Verlangen für uns selbst, sondern in unserer Verbindung zueinander, die unermessliche Möglichkeiten zur Entfaltung unseres Selbst bietet.
Diese innere Frage nach dem Lebenssinn entsteht nicht in jedem Individuum isoliert, sondern in der gesamten Menschheit. Die Frage ist ein kollektives Phänomen und wird in unterschiedlicher Intensität empfunden. Manche Menschen spüren sie stärker und hinterfragen sie leidenschaftlich, während andere sie kaum formulieren und ihr Gefühl von Leere ausdrücken können.
Verschiedene Herangehensweisen an die Beantwortung dieser Frage drücken sich in unterschiedlichen Lebensstilen aus und sind alle Reaktionen auf das Fehlen eines Lebens-Sinns. Wir unterscheiden uns nur in der Art und Weise, wie wir der systemischen Sinnlosigkeit unserer Existenz entkommen wollen.
Wenn der Mangel an Sinn unerträglich wird, suchen wir unwillkürlich nach der Wahrheit. Diese Suche treibt die Evolution hin zum Menschsein an. Mit unserer unstillbaren Eigenliebe und unentdeckten Sinnhaftigkeit leben wir noch auf der Stufe eines Tieres, aber die Frage nach dem Sinn des Lebens weist uns den Weg zur Stufe des Menschen.
Die Suche nach Antworten auf die dringenden Fragen unserer Existenz werden uns den wahren Sinn des Lebens offenbaren und dieser wird in unserer guten Verbindung zueinander gefunden werden. Diese Verbindung erhebt uns zu einem neuen Verständnis und wird die spürbare Leere nachhaltig und dauerhaft füllen und uns zu dem entwickeln, was der Sinn unseres Lebens ist.
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Geschrieben/bearbeitet von Student*innen des Kabbalisten Michael Laitman.
