Das Verlangen zu genießen, also zu empfangen, bestimmt für einen Menschen alles: welche Gefühle er hat, wie er die Umgebung um sich herum fühlt und wie all diese Dinge benannt werden. Das heißt, das Verlangen eines Menschen bestimmt seine Welt, weil er nicht fühlen kann, was jenseits seines Verlangens ist, und deshalb scheint es für ihn nicht zu existieren.
Befindet sich ein Mensch auf einer Entwicklungsstufe, auf der er kein Verlangen nach einer höheren Stufe hat, dann ist seine Welt durch den Rahmen dieser Stufe begrenzt. Es ist wie bei einem Baby, dessen Welt, verglichen mit einem Erwachsenen, winzig klein ist und nicht über das Kinderzimmer hinausgeht. Diese Welt reicht ihm und er ist zufrieden, bis sich sein Verlangen vergrößert.
Der Mensch lebt also in einer Welt, deren Grenze durch die Grenzen seiner Eigenschaften und entsprechend seiner Wahrnehmung durch diese bestimmt wird. Früher dachten die Menschen, die Erde sei eine Scheibe und das Universum eine starre Kugel, die Grenze der Welt. Auch heute ist das Wissen über diese Welt noch durch das menschliche Verständnis begrenzt. Wenn sich das Verlangen der Menschen nach einer höheren Stufe jedoch vergrößert, werden sich diese Grenzen ein wenig öffnen, und er wird erkennen, dass er die wahre Welt noch nicht erfassen kann.
Das Verlangen zu empfangen entwickelt sich ständig weiter und verschiebt jedes Mal die Grenzen der Realität, die man erlebt. Diese Grenzen werden Welten genannt.
In der Kabbala werden die menschlichen Verlangen in vier Stufen eingeteilt. Auf der ersten, höchsten Stufe existierte die ganze Menschheit als eine Einheit, ein Körper. Dieser zerfiel stufenweise in viele kleine Teile, viele Körper. Und so fühlt und nimmt heute jeder Mensch eine andere Realität wahr.
Das Ziel ist es, wieder zu einem einzigen Körper zusammenzufinden. In dieser Einheit wird eine neue, einheitliche Realität gespürt, welche sich über der vom Menschen wahrgenommenen Realität befindet. Diese höhere Realität wird von der Höheren Kraft kontrolliert und aufrechterhalten. Denn es gibt – anders als es ein Mensch empfindet – nur eine Kraft. Dieser einen Kraft ähnlich zu werden, ist das Ziel der Entwicklung des Menschen.
Streben die Menschen danach, zum Zustand der Einheit zurückzukehren, dann fangen sie an, eine einzige, immer mehr vereinte Kraft zu spüren, und erlangen auch deren Verständnis. Die ganze Evolution der Menschheit und so auch die aktuellen Zustände der Welt mit ihren Problemen haben den Zweck, die Menschen zur Erkenntnis der Notwendigkeit der Verbindung zu führen. Dies verlangt die Natur, die Höhere Kraft von den Menschen.
Je näher sich alle kommen, je deutlicher wird die Verpflichtung zur Einheit von jedem Menschen gespürt, und man erlangt in seinem Innern das Verständnis der Höheren Kraft, die alles kontrolliert, zusammenbringt und erfüllt. Und dies führt schlussendlich zum Verständnis der wahren Realität.
Aus der Lektion zum Artikel „Einführung zum Buch Sohar“
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