Es gibt ein chilenisches Gleichnis: Ein Hirte überquert seit 40 Jahren einen kleinen Fluss über eine klapprige Brücke. Die ganze Zeit über hat er Angst, von ihr herunterzufallen. Eines Tages sieht er plötzlich, wie ein Mann über eine unsichtbare Furt auf ihn zugeht und den Fluss problemlos überquert. Der Hirte ruft dem Mann zu: „Ich gehe seit 40 Jahren über den Fluss und kenne diese Furt nicht.“ Der Mann antwortet: „Du bist der Hirte, du führst die Schafe. Doch wer führt dich?“
Mein Kommentar: Das ist eine gute Frage. Überlege, wer dich führt.
Frage: Geht die Menschheit heute über diese wackelige Brücke über den stürmischen Fluss? Und sie denkt nicht darüber nach, wem sie folgt? Stattdessen erfindet sie immer neue wirtschaftliche und politische Programme…
Meine Antwort: Das ist die Wirkung der Masse. Die Masse geht, und ich gehe mit.
Bemerkung: Und immer an der gleichen Stelle stürzt die Menschheit von der bereits löchrigen Brücke …
Meine Antwort: Das spielt keine Rolle. Die anderen gehen, also muss ich mit ihnen gehen. Das gibt ein Gefühl von Gemeinschaft.
[…] Das ist der Herdentrieb, der alle Menschen leitet.
Bemerkung: In diesem Gleichnis sieht der Hirte auf einmal einen Mann, der über die unsichtbare Furt geht…
Meine Antwort: Ja, das muss man erst einmal wahrnehmen.
Frage: Was muss geschehen, dass man erkennt, dass es eine Furt im turbulenten Fluss des Lebens gibt?
Meine Antwort: Man muss zuerst erkennen, wer das ist, der den Fluss auf einfache Weise überquert.
Frage: Wie kann ein Mensch dies erkennen, sodass er ebenfalls diesen Weg nehmen kann?
Meine Antwort: Nicht jedem Menschen wird diese Erkenntnis zuteil.
Frage: Gibt es denn diese Furt im Fluss des Lebens tatsächlich?
Meine Antwort: Die Furt existiert überall und jederzeit. Aber dazu müsste man fähig sein, zu sehen, wer dies ist, der weiß, wie man den Fluss überqueren kann, und wo die Furt ist.
Frage: […] Also wie findet man die Furt?
Meine Antwort: Ein Mensch findet die Furt nur, wenn er bereits wahrnimmt, dass eine Höhere Kraft ihn führt. Ohne diese Verbindung zu ihr ist es nicht möglich. Da gibt es keine andere Möglichkeit.
Frage: Das heißt, die Höhere Kraft hat diesen Fluss geschaffen und führt den Menschen über die wackelige Brücke, treibt ihn an zu alldem und dann soll sie ihm den Weg zeigen?
Meine Antwort: Der Mensch muss die Höhere Kraft darum bitten, dass sie ihm die Furt zeigt. […]
Frage: Wann wird das geschehen?
Meine Antwort: Wenn man bittet, fordert, und das Verlangen danach hat, dann wird einem die Furt gezeigt.
Frage: Und wie muss der Mensch bitten, damit er eine Antwort erhält?
Meine Antwort: Er muss diesen Fluss unbedingt überqueren wollen. Und zwar nicht mit Hilfe seines Willens und Verstandes, sondern durch eine Anleitung von oben. Er muss von ganzem Herzen den Zweck seines Daseins erfahren wollen und dann wird er eine Antwort erhalten.
Frage: Das heißt, der Mensch wird weiterhin wackelige Brücken bauen, und deshalb muss man ständig bitten?
Meine Antwort: Genau.
Frage: Und dann kann man ohne eine Brücke den Fluss überqueren?
Meine Antwort: Ja. Werden die Menschen dies weiterhin nicht tun, wird die ganze Menschheit von dieser Brücken fallen und untergehen.
Aus der Fernsehsendung „Nachrichten mit Michael Laitman“, 23.03.2023.