(Quelle: Huffpost.de) Wir nehmen die Gefahr nicht wahr, bis die Welt uns ins Gesicht schlägt. Diese Art von Gleichgültigkeit wäre gerechtfertigt, wenn es nichts gäbe, was wir gegen die Situation tun könnten. Wenn die Krankheit unheilbar ist, macht es keinen Sinn, dem Patienten zu sagen, dass seine Tage gezählt sind. Unsere Situation ist jedoch bei weitem noch nicht unheilbar. Wir können den Trend umkehren und die Feindseligkeit der Welt uns gegenüber entschärfen. Doch dafür müssen wir jetzt aufwachen, denn die Zeit rennt uns davon, und der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, ist nicht mehr weit.
Warum Israel die Welt so beschäftigt
Wenn die UNO in irgendeiner Weise die Sicht der Welt widerspiegelt, dann steht Israel so sehr im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit, dass einige diese Beschäftigung als obsessiv bezeichnen. Antisemitismus existiert so lange wie es Juden gibt, aber die Behauptung, das größte Problem der Welt seien Juden oder in diesem Fall der jüdische Staat, genoss noch nie so eine globale und unverblümte Akzeptanz.
Es gibt einen guten Grund für die negative internationale Aufmerksamkeit, die wir bekommen. Die Welt hält uns für die Probleme im Nahen Osten verantwortlich und erachtet wiederum die Probleme im Nahen Osten als Ursache aller Schwierigkeiten auf der ganzen Welt. Somit werden wir letzten Endes für allen Ärger in der Welt zur Verantwortung gezogen.
Über Juden und Egoismus
Die Hauptursache der Menschheitsprobleme ist unsere Selbstzentriertheit. Wenn wir nicht so selbstsüchtig wären, dann könnten wir globalen Hunger schon vor Jahrzehnten beseitigen, den Treibhausgasausstoß einschränken, unseren Planeten vor Klimakatastrophen schützen und die meisten Kriege, wenn nicht alle, verhindern. Ohne die Fähigkeit, unsere Egos zu mäßigen, ist die Menschheit allerdings zu Ego-Kriegen verdammt, über die jeder weiß, dass sie die überwiegende Mehrheit von uns zerstören werden, aber niemand weiß, wie es verhindert werden kann.
Unser Volk hat aber vor langer Zeit einen Weg dafür gefunden, nicht nur das Ego zu beherrschen, sondern es auch für das Gemeinwohl zu nutzen. Der Midrasch (Bereschit Rabba) und Maimonides beschreiben beide Abrahams Bemühungen, die Idee zu verbreiten, dass Einheit uns über das Ego hinaus erheben kann. Abraham stellte fest, dass wir uns durch die Vereinigung die Kraft zu Nutze machen, welche alles um uns herum miteinander verbindet, von Atomen über lebende Organismen bis hin zur menschlichen Gesellschaft.
Nachdem Abraham aus Babylon vertrieben wurde, führte er, wohin auch immer er ging, mit der Verbreitung seiner Weisheit fort. Die Nutzung der beiden vorhandenen Kräfte – der negativen Kraft des Egos und der positiven Kraft, welche Abraham entdeckte – wurde von seinen Nachkommen und Schülern weiterentwickelt. Als sie schließlich zustimmten, sich „wie ein Mensch mit einem Herzen“ jenseits des Egoismus zu verbinden, wurden sie zu einem Volk.
Moses Erklimmen des Berges Sinai – vom hebräischen Wort Sinaa (Hass) – symbolisiert Israels Erfolg im Bezwingen des Hasses in ihren Herzen, als sie sich jenseits des Hasses miteinander vereinigten. Als das Volk Israel in Anschluss durch die Sinai-Wüste, die Wüste des Hasses, wanderte, perfektionierte es seine Methode, welche König Salomo prägnant in den Sprüchen Salomos (10:12) beschreibt: „Hass erregt Hader, aber Liebe überdeckt alle Verfehlungen.“
Während sich der Rest der Welt im Hedonismus wälzte, beschäftigte sich das Volk Israel mit einer Methode, die ihnen das Geheimnis einer ausbalancierten und blühenden Gesellschaft und das Wissen über unsere Welt offenbarte, das sich die anderen Völker der Welt nicht einmal ausmalen konnten. Seitdem hat die Welt Juden gehasst und gefürchtet.
Allerdings erhielten die Juden dieses Wissen nicht für sich selbst. Abraham beabsichtigte, diese Erkenntnisse, welche er mit seinen babylonischen Landsleuten entdeckte, zu teilen. Wie er wollte auch Moses, dass alle das Geheimnis der Mäßigung des Egos und des glücklichen Lebens erfuhren. Mosche Chaim Luzzatto, der RaMCHal, schrieb, dass „Moses sich wünschte, die Korrektur der Welt zu dieser Zeit zu vervollständigen. […] Allerdings erreichte er dies aufgrund des Verderbens, welches zu dieser Zeit vorkam, nicht“ (RaMCHals Kommentar über die Tora). Die den Juden obliegende Korrektur ist die Verwirklichung der Verpflichtung, „ein Licht für die Völker“ zu sein.
Obwohl sich die meisten Menschen dessen unbewusst sind, hat der Zorn der Welt uns gegenüber mit der Aufgabe zu tun, die wir am Fuße des Berges Sinai erhielten: Die Korrektur des Egos zu veranlassen. Hermann Rauschning, ein deutscher Konservativer, der sich kurz den Nationalsozialisten anschloss, beschrieb genau diese Empfindung, als er schrieb, dass „das Judentum … der ewige „Ruf nach Sinai hin“ sei, gegen den sich die Menschheit wieder und wieder auflehne (Das Tier aus dem Abgrund).
Die Obsession der UNO ist unser Aufruf zum Handeln
Die VN haben bereits erklärt, dass der Tempelberg keine Bedeutung für uns habe. Morgen werden sie verkünden, auch Hebron und die Machpela-Höhle würden keinerlei Bedeutung für uns haben, übermorgen wird eine ähnliche Erklärung zu Jaffa, Lod oder Ramle kommen. Der Tag wird kommen, an dem die VN verkünden werden, dass wir nicht einmal echte Juden sind, sondern Europäer, und deswegen aus Palästina vertrieben werden sollen, entweder durch Zwang oder durch Vernichtung, und dass wir nach dieser Entscheidung handeln sollen.
Es ist jedoch noch nicht zu spät. Die Welt ist heute genauso vom Ego getrieben wie zwei Jahrtausende zuvor. Das Gegenmittel, welches Abraham seinem Volk angeboten hat und Moses der ganzen Welt anbieten wollte, ist jetzt relevanter, als es jemals war. Der Unterschied ist, dass die Welt jetzt so sehr auf uns fokussiert ist, dass alles, was wir machen, unmittelbar die Aufmerksamkeit der Welt erregen wird.
Wenn wir unsere Egos überdecken und uns miteinander verbinden, wird die Welt dies bereitwillig zur Kenntnis nehmen. Wir müssen niemandem etwas zeigen oder beibringen. Wir sind bereits „die Hauptattraktion“. Wir müssen lediglich unsere Rolle spielen und unsere Egos mit Liebe überdecken, so wie es König Salomo darlegte. Dies wird das richtige Beispiel setzen, und die Menschen werden endlich verstehen, warum es Juden gibt.
All die Gegensätze in der israelischen Gesellschaft, links und rechts, praktizierend religiös und säkular, Aschkenasim und Sephardim, und viele andere zeigen, dass man wahrscheinlich zurecht sagt, dass wenn unsere arabischen Nachbarn klug wären, uns damit allein zu lassen, wir schon dafür sorgen würden, uns gegenseitig umzubringen oder weg zu verschiffen. Sie werden uns aber nicht allein lassen. Sie werden uns solange unter Druck setzen, bis wir zur Vereinigung gezwungen werden. Je länger wir warten, desto schwerer wird die Welt uns bestrafen.
Ob wir wollen oder nicht, wir sind das Volk, dessen Vorfahren sich jenseits ihrer Egos vereinigten und uns die Aufgabe hinterließen, das Licht dieser einzigartigen Form der Einheit an die Welt zu vermitteln. Solange wir uns streiten, wird die Welt uns nicht nur für die Kriege in Nahost beschuldigen, sondern für alle anderen Kriege auch. Sie können ihre Egos nur überwinden, wenn wir unsere Egos überwinden und ihnen zeigen, wie dies zu schaffen ist. Solange wir uns nicht miteinander verbinden, wird die Welt uns nicht friedlich in Israel oder an einem anderen Ort leben lassen.