Warum eine faire Gesellschaft nur von 10% der Menschen befürwortet werden muss
“Wir sind auf gar keinen Fall einander fremd, und wir sind durch ein gemeinsames Schicksal verbunden. Und diese turbulenten Zeiten müssen uns enger verbinden, denn je.”
Christine Lagarde, geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds.
Die sich vertiefende und unlösbare globale Krise stellt den Zusammenbruch der heutigen, modernen, menschlichen Gesellschaft dar, die auf nicht aufrechtzuerhaltenden Grundlagen basierte. Unsere gegenwärtige Gesellschaft baut auf Isolation, Fragmentierung, unerbittlichem Konkurrenzkampf und Misstrauen und einem auf einer übersteigerten und künstlichen Nachfrage beruhenden Wirtschaftssystem. Gleichzeitig hat sich die Menschheit, innerhalb dieses geschlossenen und begrenzten, natürlichen Systems zu einem global miteinander verbundenen und abhängigen menschlichen Netzwerk entwickelt.
Der offensichtliche Gegensatz zwischen der “menschlichen Blase” und dem riesengroßen naturgegebenen System, das sie umgibt, zwingt uns, uns selbst zu ändern und ein vollkommen neues, menschliches, sozio-ökonomisches System aufzubauen.
Derartige Veränderungen werden sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Kindern eine neue Atmosphäre in unserer Umgebung schaffen und auf jeden Bereich unseres Lebens wirken: Arbeit, Familie, Freunde, Schule, Rechtswesen, Medien, persönliche Beziehungen, internationale Beziehungen, Handelsbeziehungen usw.
Interessant dabei ist, dass nicht unbedingt die gesamte Gesellschaft diese Transformation in Gang bringt. Es genügt eine relativ geringe Zahl von Menschen. Wissenschaftler des renommierten Rensselaer Polytechnikums (RPI) in New York haben herausgefunden, dass, sollten nur zehn Prozent einer Bevölkerung eine Überzeugung oder eine Auffassung teilen, der Rest der Gesellschaft diese dann annimmt. Die mathematischen Modelle zeigen, dass es einen unerwarteten Sprung in der Akzeptanz gibt. Unterhalb der Zehnprozentgrenze ist der Effekt kaum sichtbar, sobald jedoch die Zehnprozentmarke erreicht ist, verbreitet sich die Ansicht wie ein Lauffeuer.
In Anbetracht dessen, dass das Internet im Allgemeinen und soziale Netzwerke im Besonderen, die schnelle Verbreitung von Ideen ermöglichen, ist es für eine gemeinsame Zukunft ausreichend, über die Notwendigkeit zu sprechen zu beginnen, uns über alle Unterschiede hinweg zu verbinden und so viele Menschen wie möglich an diesem Gedanken teilhaben zu lassen. Die Wissenschaftler am RPI führten Tunesien und Ägypten als Beispiel für solche Prozesse an und sagten: “In diesen Ländern wurden Diktatoren, die jahrzehntelang an der Macht gewesen waren, in nur wenigen Wochen gestürzt.”
Wenn man darüber nachdenkt, gibt es wahrscheinlich weit mehr als zehn Prozent, die eine sicherere und freundlichere Welt als die gegenwärtige wünschen. Die Chancen, diese zehn Prozent der Bevölkerung dahin zu bringen, hartnäckig auf diesen Wandel zu bestehen und ihn damit herbeizuführen, stehen daher weit besser, als dies auf den ersten Blick erscheinen dürfte.
Was eine Gesellschaft der gegenseitigen Fürsorge jedem Einzelnen geben kann
Gegenseitige Fürsorge ist wie ein Raum, der größer wird, wenn Gegensätze verbunden werden. Stimmt, wir sind in jeder Weise verschieden: in unserem Denken, unseren Gewohnheiten, unserem Charakter und unserem Körper. Aber gleichzeitig verstehen wir, dass die Realität uns zwingt, uns zu verbinden und zusammenzuarbeiten. Eine Gesellschaft, die den Gedanken der gegenseitigen Fürsorge als grundlegendes Gesetz des Lebens vermittelt, lässt uns dieses Konzept nicht nur mental erfassen, sondern veranlasst uns, es im Alltag anzuwenden. So wie eine gute Werbung ein derartiges Aufheben um ein neues Produkt macht, dass wir uns dazu angetrieben fühlen, es zu kaufen, wird dasselbe Aufheben um die Idee der gegenseitigen Fürsorge in uns ein Gefühl von “muß ich haben” entstehen lassen, und wir werden fühlen wollen, wie es ist, so zu leben. Ein systematischer und beständiger Aufbau einer Gesellschaft des globalen Denkens wird jeden von uns dazu veranlassen, eine alles umfassende Wahrnehmung der Welt zu entwickeln. Statt “ich” und “sie” werden wir beginnen, die Welt als “wir” und “wir alle” zu sehen. Wir werden vom Wunsch nach persönlicher Erfüllung zum Wunsch nach Erfüllung für alle übergehen. Unser Standpunkt wird sich von persönlich nach kollektiv ausdehnen und neue Einsichten werden in uns wachgerufen werden.
“Vielheit ist nur der Anschein. In Wirklichkeit gibt es nur einen Geist.”
Erwin Schrödinger, Physiker. Einer der Begründer der Quantenmechanik
Verfasser: Michael Laitman
Michael Laitman ist ein globaler Denker, dessen gesamtes Engagement der Schaffung eines Wandels in der Gesellschaft durch eine neue globale Erziehung gilt, die er als den Schlüssel zur Lösung der drängensten Fragen unserer Zeit ansieht. Er ist Gründer und Vorsitzender des ARI Institutes. Professor der Ontologie und der Erkenntnistheorie, Doktor der Philosophie und Magister in biomedizinischer Kybernetik.
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