Die Coronavirus-Pandemie hat uns gezwungen, unser Leben neu zu überdenken, und viele Menschen sind zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Sinn mehr macht, hart zu arbeiten.
S. Vinokur: Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen und es gibt viele solcher Artikel. Dort werden Briefe von Leuten zitiert. Diese Briefe sind nicht an uns gerichtet, sondern aus dem Artikel. Hier steht: „Ich will nicht mehr arbeiten“, sagen viele Menschen nachdrücklich.
Aussagen wie diese hier von Caroline werden immer häufiger: „Covid hat mir die Augen geöffnet, ich will nicht mehr jeden Morgen aufstehen, ins Auto steigen, meinen Ausweis an das Lesegerät halten, E-Mails beantworten. Ich kann es nicht mehr ertragen! Ich möchte einfach das Leben genießen, solange ich gesund und voller Energie bin. Ich möchte Freunde sehen, reisen, lesen, meinen Garten pflegen. Finanziell habe ich das Glück, dass ich es mir leisten kann.”
So kommen die Leute auf die Idee, dass es keinen Sinn macht, hart zu arbeiten.
M. Laitman: Es macht keinen Sinn, überhaupt zu arbeiten.
Wenn Sie das bekommen können, was Sie brauchen, und nicht mehr.
Das ist die Art zu leben, was will man noch mehr? Und die Erde muss nicht verschmutzt werden.
S. Vinokur: Und wohin führt das den Menschen? Jetzt denkt er: „Man braucht nicht hart zu arbeiten“. Und ein anderer denkt: „Warum sollte ich das überhaupt tun…?“
M. Laitman: Das stimmt, ja. Der Mensch wird an den Punkt kommen, an dem er anfangen wird, die Welt so umzugestalten, dass er weniger arbeiten muss. Nun, was werden die Menschen dann tun? Sie werden sich über das Internet selbst weiterbilden. Das werden sie.
S. Vinokur: Glauben Sie, dass diese „Ich will mich ausruhen“-Frage in eine Selbsterziehung übergehen wird?
M. Laitman: Ja. Man wird sich verwirklichen. Das heißt, die Auswirkungen auf sich selbst wird man mit mehr Inhalt füllen. Und heute gibt es einfach nur Albernheiten und Witzeleien.
S. Vinokur: Also diese Frage: „Lass mich einfach leben und relaxen“, – wird sich in eine Suche nach irgendeiner Füllung verwandeln?
M. Laitman: Ja. Das Verlangen „leben und relaxen“ bleibt. Ich möchte nur verstehen, wofür ich lebe, wofür ich relaxe, was ich mit mir selbst machen muss, wie ich mehr Zufriedenheit, mehr Füllung erreichen kann, mich angenehmer mit der Welt um mich herum verbinden kann.
S. Vinokur: Und das ist auch richtig so, finden Sie?
M. Laitman: Ja, warum nicht? Warum sollte ich für mein Brot schwitzen? Ich habe Brot zum Essen. Die Menschen sollten nicht so hart arbeiten. All dies ist unnötig, nur um sich Dinge zu leisten, die die Erde verschmutzen.
S. Vinokur: Und wo landen wir am Ende, als Ergebnis all dessen…?
M. Laitman: Bei einem Leben, das immer ausgeglichener, wesentlicher, genügender, aber nicht exzessiver ist, wenn wir nicht wissen, was wir mit diesen Exzessen hinterher anfangen sollen. Wir werfen sie weg, produzieren sie wieder, werfen sie wieder weg und so weiter. Und es ist das einfache Volk, das den Preis dafür zahlt.