Semen Vinokur: Der Mensch sollte nicht zurückblicken. Er soll sich für keine seiner Handlungen Vorwürfe machen oder sich selbst loben. Er sollte sich deswegen nicht schlecht fühlen. Es war nichts persönliches von ihm dabei.
Wir haben einen Brief von einer einsamen, älteren Frau, die schreibt, wie verängstigt und einsam sie in dieser besonderen Pandemiezeit lebt. Sie ist allein zu Hause, unfähig, ihrer Vergangenheit zu entkommen, der Tatsache, dass sie geschieden ist, die zwei Abtreibungen hinter sich hat (eine wegen ihrer Karriere, die andere, als sie beschloss, dass es zu spät war, ein Baby zu bekommen). Und so schildert sie in schönen Worten: „Und so bleibe ich allein, und die Kälte draußen vor dem Fenster, und die Kälte in meinem Haus, eine schreckliche Kälte in meinem Herzen und die Gedanken an die Fehler und Sünden, die ich gemacht habe. Und es gibt davon kein Entkommen.“
Und meine Frage ist: Was sage ich zu ihr, die immer nur zurückschaut? Und zweitens: Wozu bekommen wir das alles?
Antwort von Dr. Laitman: Dass eine Person über die Vergangenheit besorgt ist, ist auch eine Korrektur. Obwohl es keinen Grund zur Sorge gibt, es gab nichts Persönliches von ihr dabei. Es wird ihr absichtlich gegeben. Es sind nicht ihre Gedanken, es sind nicht ihre Gefühle. Durch ihr System, durch ihren Körper, muss dieses ganze Gefühl durchlaufen. Und darin liegt für sie eine gewisse Erlösung.
Semen Vinokur: Einem Menschen wird dies, wie Sie sagen, zur Korrektur gegeben, richtig? Muss er da durch, sein Leben noch einmal durchleben, zurückkommen und erkennen, dass er eine Menge Fehler gemacht hat. Obwohl nicht er sie gemacht hat.
Antwort von Dr. M. Laitman: Er hat sie nicht gemacht, und jetzt ist es nicht er, der mit seinem Gewissen versucht, alles zu verantworten oder zu rechtfertigen und so weiter. Dies alles ist er nicht! Aber es geht alles durch ihn durch – lass es passieren.
Er wird trotzdem zurückblicken. Bis er sich korrigiert hat. Wann? Wenn er vollständig mit dem Schöpfer einverstanden ist! Und dies ist eine vollständige Verschmelzung mit dem Schöpfer. Das gilt für alles: für die Vergangenheit, für das Gute, für das Schlechte, für absolut alles. Wenn er den Schöpfer in absolut allem rechtfertigt, ist es die vollständige Korrektur des Menschen.