Das Blutbad in der Robb Elementary School in Uvalde, Texas, hat die Diskussionen über die Waffengesetze und den zweiten Änderungsvorschlag neu entfacht, zumal dies nur 10 Tage nach einer weiteren Massenschießerei in einem Tops Friendly Supermarkt in Buffalo, New York, geschah.
Es steht außer Frage, dass nicht jeder Mensch eine Schusswaffe besitzen dürfte und Kontrollen notwendig sind. Es steht jedoch auch außer Frage, dass strengere Gesetze allein die Situation nicht verbessern werden. Es ist an der Zeit, über die Waffengesetze hinauszublicken. Wir müssen akzeptieren, dass es hier ein Bildungsproblem gibt, und ohne Erziehung zu Akzeptanz und Zusammenhalt kann nichts besser werden.
Das Problem der Waffengewalt ist ein Beweis für die Entfremdung und Spaltung der amerikanischen Gesellschaft. Einige Bevölkerungsgruppen haben schon immer die Hauptlast höherer Todesraten in den Vereinigten Staaten getragen. Michelle R. Smith schrieb auf Associated Press, dass laut der Soziologieprofessorin Elizabeth Wrigley-Field von der University of Minnesota, die sich mit der Sterblichkeit befasst, in den Vereinigten Staaten tiefe Rassen- und Klassenunterschiede bestehen und dass unsere Toleranz gegenüber dem Tod zum Teil davon abhängt, wer gefährdet ist. „Der Tod mancher Menschen zählt wesentlich mehr, als der anderer“, beklagte sie. Da Waffengewalt nicht nur die Entfremdung, sondern auch die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft aufzeigt, ist es von entscheidender Bedeutung, Empathie und Zusammenhalt zu fördern.
So tragisch sie auch sind, sind Massenerschießungen nicht einmal das größte Problem Amerikas, wenn es um Waffengewalt geht. Die Zahl, der durch Schusswaffen verursachten Todesfälle, zeigt das Ausmaß der Krise. Aus einem am 3. Februar dieses Jahres veröffentlichten Artikel des Pew Research Center geht hervor, dass es im Jahr 2020 durch Schusswaffen 13,6 Todesfälle pro 100.000 Menschen gab. Das ist die höchste Rate seit Mitte der 1990er Jahre“. Das deutlich mehr als doppelt so viel wie dem am nächsten kommenden westlichen Land auf der Liste der Todesfälle durch Schusswaffen.
Um zu verstehen, wie man die Situation verbessern kann, müssen wir erkennen, was mit dem derzeitigen Bildungsmodell nicht stimmt. Derzeit wird den Amerikanern beigebracht, ein einfaches Gesetz zu befolgen: Deins ist deins und meins ist meins. Mit anderen Worten, man bringt ihnen nicht nur bei, sich nicht umeinander zu kümmern, sondern sogar, sich nicht einmal zur Kenntnis zu nehmen. Diese Haltung wird als „Sodomitenregel“ bezeichnet, da dies das herrschende Gesetz in der biblischen Stadt Sodom war, und genau das war der Grund für ihr unheilvolles Ende.
Um eine gesunde Gesellschaft zu schaffen, die ihre Mitglieder glücklich und geborgen halten kann, muss das soziale Element der Gesellschaft lebendig und dominant sein. Wenn jeder Mensch sich selbst überlassen ist, wird die Gesellschaft zerfallen. Das ist es, was uns das derzeit vorherrschende Modell sagt: „Du bist auf dich allein gestellt!“
Jeder Mensch hat Wutanfälle; das ist ganz natürlich. Welcher normale Mensch wollte nicht schon einmal in seinem Leben seinen Partner, seinen Nachbarn, seinen Chef oder den Präsidenten umbringen? Es ist ein natürliches Gefühl, das mit intensiver Frustration einhergeht, die wir alle manchmal empfinden.
Aber wer führt sie aus? Nur diejenigen, die keine Empathie für andere empfinden. Eine Gesellschaft, die den Gedanken pflegt, dass wir auf uns allein gestellt sind, schafft in den Köpfen der Menschen keine Hemmungen. Wenn wir schon auf uns allein gestellt sind und für uns selbst sorgen müssen, warum sollten wir dann nicht jeden beseitigen, den wir als Bedrohung ansehen?
Der einzige Weg, um zu verhindern, dass das sinnlose Sterben weitergeht, ist daher die Förderung von Empathie und Zusammenhalt. Nichts ist für die amerikanische Gesellschaft heute nötiger als das.
Apropos Empathie: Einer der Hauptgründe dafür, dass die Amerikaner so wenig Empathie haben, sind die Medien. Sehen Sie sich an, was sie zeigen. Vom Säuglings- bis zum Erwachsenenalter setzen sie die Menschen immensen Mengen an Gewalt aus. Auf diese Weise erziehen sie zur Gewalttätigkeit. Wenn Amerika sich ändern will, muss es seine Erziehung in all ihren Aspekten ändern. Das betrifft nicht nur Schulen, sondern vor allem die Medien, einschließlich der sozialen Medien und aller Formen der Massenkommunikation. Solange die Menschen unzureichend erzogen sind, helfen auch keine Strafen.
Gegenwärtig macht sich niemand Gedanken, geschweige denn handelt jemand in diese Richtung. Der Präsident und andere Politiker verlieren ein paar Worte des Entsetzens und der Bestürzung, wahrscheinlich nach dem, was ihnen von Beratern diktiert wird, und dann? Tun sie etwas? Tut irgendjemand etwas? Nein, niemand unternimmt etwas. Solange nichts unternommen wird, um die amerikanische Kultur von Entfremdung zu Empathie und von Spaltung zu Solidarität zu verändern, wird sie weiterhin den Verlust von geliebten Menschen aufgrund von Waffengewalt betrauern müssen.
Bildunterschrift:
US-Präsident Joe Biden und First Lady Jill Biden erweisen einer Gedenkstätte an der Robb Elementary School in Uvalde, Texas, USA, am 29. Mai 2022 die Ehre, wo ein Schütze 19 Kinder und zwei Lehrer bei der tödlichsten Schießerei an einer US-Schule getötet hat. REUTERS/Jonathan Ernst