Dr. Michael Laitman To Change the World – Change Man

Ist das Judentum rassistisch?

(Quelle: Huffpost.de) Durch ihre Einheit bzw. deren Fehlen bestimmen die Juden, ob Hass oder Nächstenliebe in der Welt herrschen wird, und die Welt verhält sich ihnen gegenüber dementsprechend.

Vor wenigen Wochen sagte Thomas Lopez-Pierre, der sich um einen Sitz im NYC Gemeinderat bewirbt, „Gierige jüdische Hausbesitzer“ seien „federführend bei der ethnischen Säuberung“ indem sie „schwarze und hispanische Mieter aus ihren Wohnungen drängen“ würden. Zionismus wurde bereits in der Vergangenheit des Rassismus bezichtigt, aber heute können wir beobachten, dass der Vorwurf, Juden würden ausschließlich ihre Glaubensgenossen begünstigen, mehr und mehr an Boden gewinnt.

Es macht Sinn, die jüdische Religion für rassistisch zu halten. Schließlich werden wir als ein Volk betrachtet, „das abseits wohnt, und nicht zu den Völkern gerechnet wird“ (Numeri 23:9). Über die Jahrhunderte hinweg wurden wir durch Beschreibungen wie „das auserwählte Volk“, „ein Licht für die Völker“, und dergleichen mehr definiert und damit vom Rest der Menschheit getrennt. Aber ist das Judentum selbst rassistisch? Strebt es danach, andere Nationen zu unterjochen? Fordert es den Übertritt von Nichtjuden zum Judentum ? Behauptet das Judentum, dass das Jüdisch Sein Vorrechte einräume, die Völkern anderer Religionszugehörigkeit vorbehalten seien?

Wie wir sehen werden entspricht das Gegenteil der Wahrheit. Das Judentum verlangt vielmehr seinen eigenen Anhängern eine größere Verpflichtung ab und stellt höhere Ansprüche an sie, die es anderen gegenüber nicht geltend macht. Anstatt von den Anderen Unterwerfung zu fordern, verlangt es von Juden die Verpflichtung, der Menschheit zu dienen.

Einheit in Übereinstimmung mit Feindseligkeit

Über die Jahrhunderte hinweg fragten sich zahlreiche Gelehrten und Menschen des Glaubens, was die Bedeutung und das Ziel des Judentums seien. Der Historiker T.R.Glover aus Cambridge schrieb in Die antike Welt: „Kein antikes Volk hat eine merkwürdigere Geschichte als die Juden. (…)Die Geschichte keines anderen Volkes sollte so kostbar sein, wenn wir sie bloß rekonstruieren und verstehen könnten…. Seltsamer noch, die alte Religion der Juden überlebt, während all die Religionen der alten Volksgruppen verschwunden sind… Außerdem ist es bemerkenswert, dass die lebenden Religionen der Welt alle auf religiösen Ideen aufbauen, die sich von den Juden ableiten. Die große Frage ist nicht „Was ist passiert?“, sondern „Warum ist es passiert?“ Warum lebt das Judentum?“

Um das Judentum zu verstehen, müssen wir zu dessen Anfängen zurückgehen, und es mit seinem endgültigen Ziel verbinden. Vor etwa 3,800 Jahren machte die Menschheit in dem als Fruchtbarer Halbmond bekannten Gebiet ihre ersten Schritte auf dem Weg, eine Zivilisation zu werden. Zu jener Zeit war Babylon das herrschende Imperium und regierte über die üppigen Ländereien zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris.

Schon damals begannen Probleme aufzutauchen. Die Eitelkeit der Menschen erreichte ihren Höhepunkt, als das Babylonische Reich und dessen König Nimrod versuchten, einen Turm zu bauen, dessen „Spitze bis in den Himmel reichen“ würde, weil sie sich einen Namen machen wollten (Genesis 11 : 4). Aber anstelle eines Turmes entwickelten die Erbauer, wie es im Buch Pirkei De Rabbi Eliezer (Kapitel 24) beschrieben wird, eine solche Feindseligkeit füreinander, dass Folgendes geschah: „Sie wollten miteinander sprechen, doch sie kannten nicht die Sprache des jeweils anderen. Was taten sie? Jeder nahm sein Schwert, und sie kämpften miteinander bis zum Tode. Tatsächlich wurde dort die halbe Menschheit abgeschlachtet, und verstreute sich von dort aus über die gesamte Welt“.

Abraham begriff, dass die Babylonier, um ihrer Feindseligkeit untereinander entgegenzuwirken, ein ausreichendes Maß an Verbindung und Einheit kultivieren müssen. Er verstand, dass in der Schöpfung alles miteinander verbunden ist, und die offenkundigen Widersprüche eigentlich einander ergänzen, um ein perfektes Ganzes zu bilden. Es war ihm ebenfalls klar, dass die Babylonier, wenn sie von der Vollkommenheit der Natur wüssten, aufhören würden, andere Menschen zu hassen und stattdessen die Unterschiedlichkeit schätzen und von ihr profitieren würden.

Sofort nach dieser Enthüllung begann Abraham, dieses Konzept in Umlauf zu bringen, oder wie Maimonides es in Mishneh Torah (Kapitel 1) beschreibt: „Er begann, den Menschen von Ur der Chaldäer [Abrahams Stadt in Babylon] Antworten zu geben, sich mit ihnen zu unterhalten und sie davon in Kenntnis zu setzen, dass der Weg, den sie beschritten, nicht der Weg der Wahrheit war“.

Obwohl König Nimrod Abraham feindlich entgegentrat und verlange, dass er damit aufzuhöre, seine Ideen in Umlauf zu bringen, bestand Abraham darauf fortzufahren, bis Nimrod ihn schließlich aus Babylon verbannte. Als der Vertriebene jenem Land entgegenwanderte, welches das Land Israel werden sollte, geschah etwas, was in Mishneh Torah von Maimonides (Kapitel 1) folgendermaßen beschrieben wird: „Abertausende versammelten sich um ihn. Er pflanzte seinen Grundsatz [der Einheit] in ihre Herzen, verfasste Bücher darüber, und unterrichtete seinen Sohn, Isaak. Und Isaak saß und lehrte und mahnte und informierte Jakob, und setzte ihn als Lehrer ein, dass er sitzen und lehren möge …Und Jakob unser Vater lehrte all seine Söhne. „

Diese drei Patriarchen des Judentum gaben dem Letzteren seinen Kern: Einheit ist das Heilmittel für den Hass. Wenn der Hass wächst, kehre ihn nicht unter den Teppich, sondern erkenne ihn an und fördere die Einheit, um beide miteinander in Übereinstimmung zu bringen. In den prägnanten Worten König Salomons (Sprüche 10: 12): „Hass schürt Hader, und Liebe überdeckt alle Verfehlungen.“

Daraus folgt, dass das Judentum sich nicht von geographischen Faktoren oder biologischer Verwandtschaft herleitet, sondern vielmehr von einer ideologischen Auffassung, dass Einheit der Schlüssel für die Lösung jedes Problems ist. Das hebräische Wort Jehudi (Jude) kommt von dem Wort jihudi (vereint, vereinigt), so heißt es in dem Buch Yaarot Devash (Teil 2, Drush Nr. 2 ). Mit anderen Worten, das einzige Kriterium, das eine Person jüdisch werden lässt, ist die Annahme des Prinzips, dass Liebe „alle Verfehlungen überdecken“ und Einheit die Basis aller menschlichen Beziehungen bilden muss. Die Myriaden, die sich Abraham anschlossen, kamen vom gesamten Halbmond und dem Nahen und Mittleren Osten, und waren alle willkommen, solange sie das Gesetz der Einheit befolgten.

Die leidenschaftliche Sicht der Antisemiten

Die Hebräer litten ganz genau wie alle anderen unter der Intensivierung des Egos. Der einzige Unterschied zwischen ihnen und den anderen Völkern bestand darin, dass sie beschlossen hatten, einander nicht zu bekämpfen, wenn die Feindschaft zwischen ihnen anwuchs, sondern sich im Gegenteil dafür entschieden, die Liebe unter sich zu vermehren. Während unsere Vorfahren häufig heftigen und oftmals gewaltätigen Auseinandersetzungen erlagen, so erinnerten sie sich zu guter letzt doch immer daran, was sie tun müssen und wie sie Frieden erlangen können. Aus diesem Grund heißt es im Buch Sohar (Beshalach): „Alle Kriege in der Thora werden um den Frieden und um die Liebe geführt“.

Nachdem wir ein ausreichendes Maß an Einheit erreicht hatten, wurden wir zu einem Volk und erhielten umgehend den Auftrag, „ein Licht für die Völker“ zu werden, und weiterzugeben, was Abraham ursprünglich den Babyloniern hatte übermitteln wollen. Der große Kabbalist Ramchal schrieb, dass ebenso wie Abraham auch Noah und Moses die Korrektur der Welt in ihrer jeweiligen Zeit beenden wollten, aber die Umstände dies verhinderten. In Adir Bamarom (Der Mächtige in der Höhe) schrieb Ramchal: „Noah wurde erschaffen, um die Welt in dem Zustand zu korrigieren, in dem sie sich zu diesem Zeitpunkt befand. Zu dieser Zeit gab es bereits die Völker, und auch sie werden durch ihn ihre Korrektur erfahren“. In seinem Ramchal Kommentar zur Thora schrieb der Weise über Moses: „Moses wollte die Korrektur der Welt zu jener Zeit vollenden. (…) Jedoch hatte er keinen Erfolg, wegen der Verdorbenheiten, die unterwegs auftauchten.“

Auch die Völker erkannten unsere einzigartige Rolle als Überbringer der Erlösung, obwohl nur wenige die Erlösung mit Einheit in Verbindung brachten. Es war tatsächlich der satanischste Gegner des Judentums der Geschichte, Adolf Hitler, der zu denjenigen zählte, die das Judentum mit Einheit in Verbindung brachten. In seiner hasserfüllten Schrift, Mein Kampf, schrieb Hitler sowohl über das einzigartige Schicksal der Juden, als auch über die Wichtigkeit ihrer Einheit. „Als ich so durch lange Perioden menschlicher Geschichte das Wirken des jüdischen Volkes forschend betrachtete, stieg mir plötzlich die bange Frage auf, ob nicht doch vielleicht das unerforschliche Schicksal aus Gründen, die uns armseligen Menschen unbekannt, den Endsieg dieses kleinen Volkes in ewig unabänderlichem Beschlüsse wünsche“. In Bezug auf die jüdische Einheit bzw. deren Fehlen schrieb Hitler: „Der Jude ist nur einig, wenn eine gemeinsame Gefahr ihn dazu zwingt oder eine gemeinsame Beute lockt; fallen beide Gründe weg, so treten die Eigenschaften eines krassesten Egoismus in ihre Rechte“.

Ein weiterer berüchtigter Antisemit, der die einzigartige Eigenschaft der jüdischen Gesellschaft der Antike untersuchte, war Henry Ford. In Der internationale Jude – das vordringlichste Problem der Welt schrieb Ford: „moderne Reformer, die soyiale Gesellschaftsmodelle erstellen, täten gut daran, sich das Sozialsystem anzusehen, unter dem die frühen Juden organisiert waren“. Ford wollte sich ein Beispiel an den Juden nehmen, aber da diese voneinander getrennt waren, flüchtete er zu deren Vorfahren, den „frühen Juden“.

Seit der Zerstörung des zweiten Tempels als Folge des unbegründeten Hasses sind Juden gänzlich dem Hass anheim gefallen. Sie haben das Prinzip, dass Liebe alle Verfehlungen übedeckt, vergessen und lassen den Hass über ihre Herzen herrschen.

Aber da es ihnen bestimmt ist, „ein Licht für die Völker“ zu sein, macht die Welt sie für jeden Akt des Hasses, der sich wo auch immer in der Welt zeigt, verantwortlich. Den Juden mag nicht klar sein, dass sie sich im Besitz des Schlüssels befinden, der den Hass beenden kann, aber die Welt spürt es und fordert dies von ihnen.

Der größte Kommentator des Buches Sohar des 20. Jahrhunderts, Rabbi Yehuda Ashlag, schrieb in dem Essay „Die Bürgschaft“ : „Das israelische Volk war als eine Art Durchgang konstruiert worden, durch den Funken der Nächstenliebe auf die gesamte menschliche Gattung in der ganzen Welt scheinen würden.“

Auch Rabbi Hillel Zeitlein betonte die Wichtigkeit der jüdischen Einheit für die Korrektur der Welt. In Sifrin Shel Yehidim schrieb er: „Wenn Israel der eine wahre Erlöser der gesamten Welt ist, dann muss es zu dieser Erlösung befähigt sein. Israel muss erst ihre Seelen erlösen. (…) Wann aber wird diese weltweite Erlösung stattfinden? Wird es jetzt geschehen, in einer Zeit, da dieses Volk in Gezänk, Kämpfen und grundlosem Hass versinkt? Daher bitte ich in diesem Buch dringend darum, die Einheit Israels herzustellen. (…) Wenn diese begründet wird, wird es zu einer Vereinigung der Individuen kommen, mit dem Ziel der Erhöhung und der Korrektur aller Übel des Volkes und der ganzen Welt.“

Doppelmoral

Eines der Kriterien zur Bestimmung, ob eine Person antisemitisch ist, ist die sogenannte „Doppelmoral“. Das bedeutet, dass man beobachtet, ob Menschen Juden und Israel anders beurteilen als alle anderen. Wenn wir ehrlich sind, sollten wir zugeben, dass jeder, sogar die Juden, Israel und die Juden anders beurteilen als alle anderen Völker. Diese Doppelmoral finden wir in den Schriften niedergelegt, und jede Person in der Welt fühlt, dass Juden anders sind.

Juden sind anders, aber sie sind keine Rassisten, da das authentische Judentum vorgibt, dass jeder Mensch, der sich der Idee der Einheit über dem Hass verschreibt als jüdisch betrachtet wird. Dennoch sind Juden definitiv einzigartig.

Derzeit werden sie von der Welt gehasst, weil sie kein „Licht für die Völker“ sind, also nicht das Licht der Einheit verbreiten. Wenn die Juden wieder zu dem werden, was sie waren, als sie sich dazu verpflichteten, sich „wie ein Mensch mit einem Herzen“ zu verbinden, und dadurch zu einem Volk wurden, wird die Welt sie als die kostbarste Nation des Planeten schätzen. Durch ihre Einheit oder ihr Getrenntsein voneinander bestimmen die Juden, ob Hass oder Nächstenliebe in der Welt herrschen werden, und die Welt verhält sich ihnen gegenüber dementsprechend.

Kein anderer Text fasst diese Botschaft klarer zusammen als dieses Zitat aus dem Buch Sohar. In dem Abschnitt Aharei Mot heißt es in dem Buch: „Siehe wie gut und angenehm es ist, wenn Brüder zusammensitzen. Dies sind die Freunde, wenn sie beieinander sitzen, zunächst erscheinen sie wie Menschen, die gegeneinander Krieg führen und einander töten wollen. Dann kehren sie zurück inden Zustand brüderlicher Liebe. Fortan werdet ihr euch auch nicht mehr trennen… und durch euren Verdienst wird Frieden in der Welt herrschen.“ Lasst uns tun was wir tun müssen.

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