Der Kauf-nix-Tag ist ein Tag des Protests gegen das Konsumverhalten. Er findet am Tag nach Thanksgiving statt, zeitgleich mit dem Black Friday. Ich bin der Meinung, dass der Protest nichts bringt, denn Einkaufen füllt eine Leere, die uns kurzzeitig glücklich macht. Wenn Sie mich fragen, würde ich sagen: „Macht die Läden auf und lasst die Leute nehmen, was immer sie wollen.“ Wenn wir erst einmal begreifen, was für Tiere wir sind, können wir ernsthaft darüber nachdenken, etwas gegen unsere Natur zu unternehmen.
Einerseits bin ich froh, dass die Menschen so viel Geld ausgeben können. Andererseits erscheint mir das Ausgeben überflüssig. Wenn ich etwas brauche, warte ich nicht auf einen Einkaufstag, um es zu kaufen. Wenn ich einen Einkaufstag abwarten kann, um es zu kaufen, brauche ich es wahrscheinlich nicht wirklich.
Mit anderen Worten, ich denke, dass diese Tage vor allem den Geschäftsinhabern und vielleicht der Wirtschaft im Allgemeinen zugutekommen, aber ich glaube nicht, dass die Käufer davon profitieren. Ich bin sicher, dass sie die meisten Dinge, die sie am Black Friday und an anderen Tagen dieser Art kaufen, eigentlich gar nicht benötigen.
Shoppingtage mögen den Menschen helfen, die innere Leere zu vergessen, aber würden sie das Leben wirklich genießen, hätten sie das gar nicht nötig. Hinzu kommt, dass der Kauf von Dingen, die wir nicht brauchen, nur sehr geringe und sehr kurzfristige Freude bereitet, und die Leere, die danach übrig bleibt, ist sogar noch tiefer und dunkler.
Wenn wir eine dauerhafte Freude wollen, eine Freude, die umso größer wird, je mehr wir davon haben, und wo selbst ihr Fehlen als angenehm empfunden wird, brauchen wir eine ganz andere Art von Freude. Die einzige Freude, die uns ein solches Gefühl geben kann, ist die Freude am Geben an Menschen, die wir lieben.
Denken Sie an eine Mutter und ihre Kinder: Je mehr die Kinder haben, desto glücklicher ist sie. Wenn sie ihnen etwas geben möchte, es aber nicht kann, leidet sie nicht so wie wir darunter, wenn wir etwas nicht haben, was wir uns wünschen. Sie wartet einfach auf die nächste Gelegenheit, ihnen geben zu können und sie mit ihrer Liebe zu überschütten.
Dieses Gefühl gegenüber Fremden kommt einem vielleicht unrealistisch vor, aber wir empfinden sie nur deshalb als Fremde, weil wir nicht erkennen, wie sehr wir alle miteinander verflochten sind. Was wäre, wenn Sie einen völlig Fremden treffen würden, den Sie nicht mögen, aber nach einiger Zeit herausfinden würden, dass dieser Fremde in Wirklichkeit Ihr lange verschollener Bruder oder Ihre Schwester ist?
Unsere Nähe zueinander bleibt uns verborgen, sie ist jedoch noch enger als die Verwandtschaft. Wir sind buchstäblich derselbe Körper, derselbe Organismus, dessen Organe sich nicht bewusst sind, dass sie miteinander verbunden sind.
Die Verbundenheit kann gespürt werden, wenn die Bereitschaft, sie zu spüren, vorhanden ist. Derzeit verstecken wir uns hinter Mauern der Entfremdung und Kälte, um uns angeblich vor Fremden zu schützen. In Wahrheit verweigern wir uns selbst die Kraft unserer Verbundenheit und die Freude, die sie uns bringt.
Wenn die Probleme die Welt ergreifen, werden wir allmählich lernen, ob wir es wollen oder nicht, dass wir miteinander verbunden sind. Sobald wir unsere Zusammengehörigkeit anerkennen, entdecken wir auch, dass sie kein Fluch, sondern ein Segen ist.
Wir erkennen, dass darin unsere wahre Stärke liegt und dass nur unser Ego uns daran gehindert hat, sie zu sehen. Dann werden wir lernen, Freude am Geben zu haben, und die Black Fridays dürften nur noch eine blasse Erinnerung an dunkle Zeiten sein, in denen Shopping unsere Definition von Glück war.
Bildunterschrift:
Kunden warten in einer Schlange vor den Geschäften, während der Black Friday-Verkauf in den Outlet Shoppes of the Bluegrass in Simpsonville, Kentucky, USA, am 26. November 2021 beginnt. REUTERS/Jon Cherry
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