Eine vertraute Szene: Das Kind ist launisch. Die Mutter redet auf ihn ein, verspricht ein Spielzeug, ärgert sich, droht; doch nichts hilft. Das Kind ignoriert alle Ermahnungen. Der Mutter ist der fehlende Gehorsam des Kindes peinlich. Sie kann jedoch nichts dagegen tun.
Wendet sich jedoch ein Fremder an das Kind, beruhigt es sich sofort. Es schämt sich. Denn es hat das Gefühl, dass es sein Verhalten vor einem Fremden nicht rechtfertigen kann. Mit der eigenen Mutter hingegen wird es sich immer einigen können.
Es stimmt, dass die Situation bei einem Kind unter drei Jahren anders ist. In der Regel sind kleinere Kinder von der Mutter vollkommen abhängig und daher folgsamer, wohingegen sie auf Aussenstehende kaum reagieren.
Wie kann man also mit Kindern richtig umgehen?
Vater
Oftmals fährt die Mutter, erschöpft vom Kampf mit dem ungehorsamen Kind, „schweres Geschütz“ auf – den Vater: „Na warte, wenn Papa kommt, erzähle ich ihm alles!” Manchmal wirkt es, manchmal auch nicht. Das hängt davon ab, inwieweit es seinen Vater als „übermächtige Kraft“ ansieht.
Besser wäre es, wenn das Kind überhaupt nicht zwischen Vater und Mutter unterscheidet. Ein Elternteil sollte nicht die Strenge repräsentieren und der andere die Gnade. Im Idealfall sollten sie ein Ein-Vater-Mutter-System darstellen. Mit anderen Worten: Sie sollten dieselbe Erziehung, dieselbe Meinung und dieselben Worte zugrundelegen. Andernfalls lernt das Kind schnell, dass es zwischen den Eltern manövrieren kann: Wenn Papa es nicht erlaubt, dann gehe ich eben zu Mama.
Eltern sollten nicht einzeln, sondern gemeinsam auf ihr Kind einwirken. Vater und Mutter müssen sich in ihrer Erziehung einig sein.
Wenn die Kinder klein sind, kümmert sich natürlich die Mutter mehr um sie, aber der Vater sollte immer in Sichtweite sein. Wenn Kinder heranwachsen, nimmt die Bedeutung der Mutter ab und das Kind wird mehr und mehr von beiden Elternteilen beeinflusst.
Die schlimmste Strafe
Aber was können Sie tun, wenn das Kind seinem Vater oder seiner Mutter nicht gehorcht? Wenn weder gutes Zureden, Gespräche, oder Schreien helfen. Die Nerven schwinden und das Kind ist wie eine Wand, gegen die man nicht ankommt.
Strafe wird in dieser Situation nicht helfen. Die richtige Bestrafung kann nur die Scham vor Anderen sein. Im Allgemeinen ist Scham ein mächtiges Instrument, das, richtig eingesetzt, das Verhalten jeder Person korrigieren kann. Scham ist schließlich jedem Menschen eigen, denn jeder ist abhängig von der Meinung, die die Gesellschaft über ihn hat.
Um sich nicht schämen zu müssen, versucht man, klüger, stärker, imposanter oder gar krimineller auszusehen. Das Selbst verlangt, dass man sich in irgendeiner Weise abhebt. Dann wird man, wenn nicht von der ganzen Gesellschaft, so doch zumindest von seinem unmittelbaren Umfeld respektiert.
Auch das ist dem Kind angeboren. Wenn man also mit diesem Gefühl richtig spielt und es nicht übertreibt, um dem Kind nicht zu schaden, kann man als Eltern damit auf das Benehmen des Kindes positiv einwirken.
Das muss natürlich gelernt werden, aber das ist ein Thema für ein anderes Gespräch. Schließlich ist Scham die schlimmste Art der Bestrafung. Die Schaffung eines Umfelds, in dem sich Kinder für ihr Verhalten schämen, löst fast alle Probleme.
Wenn man einem Kind alles erlaubt, denkt es, dass es alles darf, und es wird später im Leben leiden, weil es keine Selbstkontrolle hat. Ein verwöhntes Kind ist ein unglückliches Kind, das es im Leben sehr schwer haben wird. Das Uneingeschränktsein wird zum Programm.
Die goldene Mitte
Wie findet man die „goldene Mitte“, zwischen Verwöhnen und ständigem Massregeln? Das hängt von der Erfahrung ab. Manchmal können Sie Ihrem Kind erlauben, mehr Süßigkeiten zu essen, und manchmal nicht. Sie müssen sich und Ihrem Kind beibringen, ständig miteinader zu sprechen. Dann können Sie die richtigen Worte finden, um sich zu erklären und gehört zu werden.
Natürlich ist das nicht immer einfach, und Eltern sein bedeutet harte Arbeit. Es ist auch deshalb schwierig, weil es von den Eltern verlangt, dass sie ihr eigenes Verhalten kontrollieren. Schließlich wird das Kind, ganz gleich was diese sagen, vom von Mutter und Vater vorgelebten Vorbild lernen.