Wissenschaftler schlagen Alarm: Eine Epidemie des Perfektionismus breitet sich auf der ganzen Welt aus. Nach Ansicht von Psychologen ist Perfektionismus der Glaube, dass ein Ideal erreicht werden kann. In pathologischer Form ist es der Glaube, dass Unvollkommenheit keine Existenzberechtigung hat.
Frage: Was bleibt dann noch?
Kommentar: Es bleibt nichts anderes übrig, als alles Überflüssige zu beseitigen und alles zu begradigen, was verformt ist. Verschiedene Studien haben ergeben, dass all dies zu Stress, Depressionen, Angstzuständen und Selbstmord führt…
Meine Antwort: Das bedeutet, dass hohe Ansprüche, die nicht erfüllt werden können, die Menschen umbringen werden.
Frage: In der Kabbala gibt es ein anderes Ideal. Wonach sollten die Menschen streben und niemals davon ablassen oder aufgeben?
Antwort: Das Attribut der Liebe und des Gebens, durch das der Mensch der Höheren Kraft ähnlich wird, ist das Ideal.
Es kann durch die Methode der Kabbala allmählich und schrittweise erreicht werden. Der Mensch kann es nicht mit seinen bestehenden Sinnen und den ihm innewohnenden Eigenschaften in dieser Welt verwirklichen. Man muss sich zusätzliche Eigenschaften, zusätzliche Sinne aneignen, und dann wird man in der Lage sein, dieses Ideal in sich zu verwirklichen.
Das Ideal besteht dann, wenn der Mensch alle Kräfte, alle Eigenschaften der Natur zusammenbringt, sie zu einem Ganzen, einem idealen System verbindet und sich diese so ergänzen, dass es nichts Überflüssiges gibt, das man beseitigen müsste, und auch nichts, was darin fehlt.
Das bedeutet, dass alle Elemente der Natur in diesem System sein werden, sich gegenseitig ergänzen und ein System bilden, das eine runde Kugel ist – also absolut ideal.
Die Kabbala lehrt, wie man gegensätzliche Attribute auf einer so genannten „mittleren Linie” verbinden kann. Dann beginnt alles perfekt zu funktionieren.
Frage: Was bedeutet dann Unvollkommenheit im Menschen und in der Gesellschaft?
Antwort: Es gibt viele verschiedene Ebenen von dem, was unvollkommen ist. Die größte Unvollkommenheit des Menschen besteht darin, dass er denkt, er sei ganz.
Frage: Hat Unvollkommenheit einen Platz in der Gesellschaft?
Meine Antwort: Ja. Die Unvollkommenheit hat einen Platz in der Gesellschaft. Dank des Gefühls der Unvollkommenheit will sich die Gesellschaft ständig verbessern. Der Mensch könnte ohne sie nicht leben. Sie ist es, die den Menschen vom Tier unterscheidet. Dass der Mensch seine Unvollkommenheit ständig spürt, zwingt ihn, sich ständig weiterzuentwickeln.
Frage: Perfektionisten wollen aber Unvollkommenheit vervollkommnen oder eliminieren?
Antwort: Es gibt keinen Grund, etwas zu vervollkommnen oder zu beseitigen, denn nichts in dieser Welt wurde ohne Grund geschaffen. Alles entstammt dem idealen Zustand der Welt, welcher absichtlich zerbrochen ist. Der Mensch muss nun diese Teile sammeln und wie ein Puzzle wieder zusammensetzen. Dabei gibt es kein einziges überflüssiges Teilchen.
Frage: Gibt es auch einen Perfektionisten in der Spiritualität?
Antwort: Ich glaube nicht, dass Perfektionist das richtige Wort für einen Menschen ist, der einfach wirklich danach strebt, alle Teile der Schöpfung zu einem perfekten Bild zusammenzufügen. Dieser Zustand wird in der Kabbala Adam genannt, d.h. ein System, das der Höheren Kraft vollkommen ähnelt.
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Aus Sendung „Nachrichten mit Dr. Michael Laitman“