Dr. Michael Laitman To Change the World – Change Man

Opioide – eine Flucht vor der Sinnlosigkeit

Nach Angaben des Nationalen Zentrums für Gesundheitsstatistiken der CDC ist die Zahl der Todesfälle durch Überdosierung im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent gestiegen, wobei 75 Prozent davon auf Opioide zurückzuführen sind. Den Daten zufolge stieg die Zahl der Todesfälle aufgrund von Opioid-Überdosierungen allein im letzten Jahr um fast 40 Prozent.

Diese alarmierenden Statistiken sind bei weitem die schlimmsten aller Länder, aber die USA sind mit ihrer Opioid-Krise nicht allein. Ungefähr im gleichen Zeitraum ist der Opioidkonsum unter Jugendlichen Weltweit sprunghaft angestiegen, begleitet von einem Anstieg der Anrufe bei den Zentren der Telefonseelsorge.

Sowohl in den USA als auch Weltweit ist das Problem nicht der Opioidkonsum an sich, sondern das Gefühl der Sinnlosigkeit, das junge Erwachsene und Jugendliche dazu treibt, der Realität zu entfliehen. Heutzutage, wo die Menschen alles haben, was sie materiell brauchen, werden die Fragen nach dem Sinn des Ganzen immer drängender.

Das gilt nicht nur für Jugendliche und junge Erwachsene, sondern auch für ihre Eltern. Dass Jugendliche sich die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht beantworten können, liegt unter anderem daran, dass ihre Eltern die Antwort auch nicht kennen und ebenso ratlos sind. Da die Eltern keine Antworten geben können, bleiben die Kinder frustriert zurück.

Opioidmissbrauch ist nur eine Facette des Problems. In Wahrheit sind die Menschen überall unglücklich, deprimiert, wütend und frustriert. Deshalb wenden sich so viele von ihnen Extremen zu, um einen Sinn zu finden: religiöser Fundamentalismus, Extremsport, Gewalt und Drogenmissbrauch.

Die Lösung liegt daher nicht in einem partikularen Ansatz zur Bekämpfung der Opioidüberdosierung. Es muss ein umfassendes System geben, das die Menschen über die sich verändernde Realität informiert und ihnen beibringt, wie sie damit umgehen können.

Dieses System muss in der frühen Kindheit beginnen und sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen. Die Menschen sollten in soziale Kreise eingebunden werden, die ihnen sozialen Rückhalt, Wärme, Mitgefühl und Empathie bieten. Die Beziehung zu dieser Gruppe sollte ein Leben lang bestehen bleiben und den Menschen eine Basis bieten, auf die sie sich stützen und an der sie wachsen können.

Nach und nach werden die Menschen beginnen, neue Werte zu entwickeln. Anstatt Sinn und Befriedigung in egozentrischen Zielen zu suchen, werden sie ihren Sinn in den zwischenmenschlichen Beziehungen zu anderen finden. Sie werden mit der eben erwähnten Kerngruppe beginnen und sich von dort aus zu immer weiteren Kreisen hin entwickeln.

Auf der anderen Seite der Krise liegt eine neue Gesellschaft, die miteinander verbunden ist und sich gegenseitig unterstützt. Doch um dorthin zu gelangen, muss man sich durch eine enge Höhle zwängen, in der das Licht am anderen Ende schwach und unbeständig ist.

Der Schmerz, der Menschen zu Opioiden und anderen Formen der Realitätsflucht treibt, ist das Ergebnis des Drucks, den der Wechsel von einer Welt in die andere ausübt. Einerseits bereiten ihnen die Freuden aus der alten Welt nicht mehr die Freude, die sie einst hatten, andererseits haben sie noch nicht die Freude am gegenseitigen Austausch mit anderen entdeckt. Infolgedessen fühlen sie sich „in einer Höhle gefangen“ und suchen verzweifelt nach einem Ausweg.

Deshalb ist es kein schlechtes Zeichen, wenn Menschen sich schlecht fühlen; es ist ein Zeichen für Veränderung, für Wachstum. Am anderen Ende der Höhle befindet sich das Licht einer verbundenen und fürsorglichen Gesellschaft. Wenn wir uns durchkämpfen und nicht auf halbem Weg aufgeben, werden wir das Licht schnell erreichen. Wenn wir zu lange hier verweilen, wird die Realität uns durch die Höhle treiben, bis wir blutend, verletzt und zerschlagen auf der anderen Seite ankommen.

Bildunterschrift:
Tabletten des Opioidwirkstoffs Hydrocodon in einer Apotheke in Portsmouth, Ohio, 21. Juni 2017. REUTERS/Bryan Woolston

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