„Einen Hund bei den Ohren packt derjenige, der vorbeigeht und sich in den Streit eines anderen einmischt.“ König Salomon
M. Laitman: Wenn Sie sich in den Streit eines anderen einmischen, führt es dazu, dass Sie den Menschen auf der Ebene eines Hundes erzürnen. Wir wissen, dass es das Beste ist, sich nicht einzumischen. Es ist das Beste, wenn die betreffenden Menschen ihre Situation selbst regeln, ohne ihnen Weisheiten oder Ratschläge zugeben. Andernfalls werden Sie zum Feind von beiden.
S. Vinokur: Was tut ein Mensch, wenn es ein Streit gibt?
M. Laitman: Oberflächlich betrachtet, nichts. Er verlässt die Streitenden und geht zur Seite. Es ist die Aufgabe von Soldaten, Polizei und alle anderen, die verpflichtet sind, die Dinge zu glätten. Aber der Einzelne hat nicht das Recht, sich einzumischen.
S. Vinokur: Weil er nicht weiß, wer Recht und wer Unrecht hat?
M. Laitman: Er hat überhaupt kein Recht, sich einzumischen. Andernfalls werden diese Zustände nie eine Lösung finden.
S. Vinokur: Ja? Nun, wenn ich darf, zu König Salomon. Er sagte: „Der Streit ist in mir.“ Welche Art von Streit gibt es in mir, im Menschen?
M. Laitman: Ständigen Streit. Der Mensch besteht aus zwei Verlangen, dem egoistischen und dem altruistischen. Aber ein wahrhaftiger Mensch ist einer, in dem ein ständiger innerer Kampf zwischen Gut und Böse herrscht. Der absichtlich das Gute gegen das Böse stellt. Das Böse steigt und steigt und steigt, begehrt alles für sich und so weiter und so fort. Doch ein Mensch, der sich selbst erziehen will, entwickelt immer das Gute in sich, er befindet sich die ganze Zeit in diesem inneren Kampf. Daher sind alle diese Gleichnisse darauf aufgebaut, das Böse im Menschen zu enthüllen, aber in dem Maße, wie er versucht, das Gute in sich selbst zu enthüllen.
S. Vinokur: Das Böse in mir, der Egoismus, ist also die ganze Zeit da, ist das meine Natur?
M. Laitman: Ja, und du bittest den Schöpfer, dir auch eine gute Natur zu geben. Damit du diese beiden Naturen ins Gleichgewicht bringen kannst Du kannst sagen: „Ich bitte den Schöpfer, diese böse Natur in mir, aus zu radieren.“
Er möge mir eine gute Natur geben, und die beiden mögen in mir im Gleichgewicht sein. Keine von beiden ist größer als die andere, und das Positive ist nicht größer als das Negative. Die Mittellinie zwischen ihnen ist ein wunderbarer Zustand! Die ganze Zeit über bin ich in dieser Waagestellung. Ich stehe also auf zwei Beinen über ihnen. Ich kann absolut, sowohl das Minus als auch das Plus und die ganze Natur unter mir spüren.
S. Vinokur: Sie sagen also, dass ein Mensch, der seine Natur und die Natur des Schöpfers in sich vereint, ein ausgeglichener Mensch ist?
M. Laitman: Ja, natürlich! Dann wird er „Adam“ genannt, dem Schöpfer ähnlich. Da sein ganzes inneres Wesen, das dem Schöpfer entgegengesetzt ist, auch dem Schöpfer ähnlich wird.