„Das ist ein Weltkrieg, wenn Amerikaner und Russen anfangen, aufeinander zu schießen“, sagte US-Präsident Joe Biden kürzlich in einem Interview und warnte vor dem, was die Amerikaner als eine drohende russische Invasion in der Ukraine ansehen, und ihrer darauf folgenden Reaktion. Unterdessen wurde in Peking – vor dem Hintergrund der Olympischen Winterspiele – eine „grenzenlose“ Partnerschaft zwischen Russland und China gegen die Vereinigten Staaten und den Westen angekündigt. Doch trotz der Warnungen und der angespannten Atmosphäre glaube ich nicht, dass wir uns am Rande eines neuen Weltkriegs befinden. Niemand braucht ihn.
In einer gemeinsamen Erklärung haben der russische Präsident Wladimir Putin und der chinesische Staatschef Xi Jinping angesichts der Spannungen mit der Ukraine die Möglichkeit eines Militärbündnisses zwischen den beiden Ländern angesprochen. Doch hinter dem öffentlichkeitswirksamen Treffen der beiden Staatschefs verbirgt sich in Wirklichkeit eine einfache und unauffällige Geschichte der Eroberung, die über politische Erklärungen hinausgeht.
China erobert Russland ohne großen Widerstand oder Kampf. Die Russen verkaufen den Chinesen ein Drittel des Landes bis zum Uralgebirge. Es versteht sich von selbst, dass massenhaft Chinesen nach Russland einwandern, dort arbeiten und sich niederlassen, Kohle und Silber, Eisen und Gold abbauen.
Da die Russen keine andere Wahl haben, lassen sie sie gewähren. Das heutige Russland ist eine Region, die von unbeständigen Krisenherden geplagt wird. Es kann sich nicht wehren und in einen Streit mit den Chinesen verwickeln, weil es weiß, dass es dadurch gegenüber Europa und den Vereinigten Staaten in eine nachteilige Position geraten würde.
Die Einheitsfront zwischen China und Russland ist völlig künstlich. Sie wurde den Völkern vom kommunistischen Regime von oben aufgezwungen. Die Völker selbst, die Russen und die Chinesen, sind vom Charakter und von der Mentalität her so unterschiedlich, dass es für sie sehr schwierig ist, miteinander auszukommen. Sie vertrauen einander nicht eine Sekunde lang.
Daher sollte man nicht davon ausgehen, dass hinter der Quasi-Allianz zwischen Russland und China eine tiefe Freundschaft steckt. Auf jeden Fall hat keiner der beiden Staaten ein ernsthaftes Interesse daran, gegen die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten in den Krieg zu ziehen. Generell sind heute weniger Länder kriegsfreudig. Der Mangel an Begeisterung für Kriege ist Teil eines größeren Prozesses, den die Welt durchläuft. Es mag hier und da kleine Kriege geben, aber sie werden eher wie Zankereien zwischen Kindern im Sandkasten aussehen.
In der Zwischenzeit geben die Spannungen zwischen den Mächten der Welt Zeit und Raum, eine neue Idee zu verdauen und sich an sie zu gewöhnen, die in ihr aufkeimt: Die zukünftige Stabilität der Welt ist nur in der Verbindung zwischen allen Menschen möglich. Es ist die Kraft der Natur, die diesen erhabenen Gedanken aus der Notwendigkeit für das Überleben in die Menschheit einpflanzen wird, und sie wird uns auch lehren, wie wir einen solchen Zustand des Zusammenhalts erreichen können, weil wir keine bessere Alternative haben. Wir müssen den bösen Trieb überwinden, der uns von Geburt an innewohnt, das Ego, das uns antreibt, andere beherrschen zu wollen, und die negative Kraft, die seit ihren Anfängen das Leben der menschlichen Gesellschaft wie einen langen Krieg mit kurzen Pausen zum Nachladen der Munition aussehen lässt.
Auf ihre geduldige Art und Weise wird uns die Kraft der Natur zeigen, wie wir den bösen Trieb in uns bezwingen und ihn durch eine vereinte menschliche Anstrengung für eine hoffnungsvollere Zukunft kontrollieren können. Wie unsere Weisen zu Recht schrieben: „Die beste Verteidigung gegen das Unheil sind Liebe und Einigkeit“ (Maor VaShemesh).
