Kommentar: Der berühmte Psychotherapeut Viktor Frankl (1905-1997) überlebte die Konzentrationslager von Treblinka, Theresienstadt und Auschwitz. Aus dieser Erfahrung entwickelte er seine Theorie, wie man trotz unmenschlicher Bedingungen eine Möglichkeit hat, dieses Leben auszuhalten.
Das Interessanteste dabei ist, dass er diese Theorie nicht nur an sich selbst testete, sondern das alles für die Menschen getan hat. Damit hat er sehr vielen Menschen geholfen zu überleben.
In diesem Zusammenhang hat er uns sieben Prinzipien hinterlassen. Darf ich Sie bitten, einige Punkte zu kommentieren:
Der 1. Punkt ist für ihn der wichtigste und lautet: Wer weiß, wozu er lebt, überwindet fast jedes „Wie”.
Meine Antwort: Das „Wozu” ist das Ziel. Und das „Wie” ist bereits die Erreichung des Ziels.
Frage: Aber wie schlüpfe ich aus der Last, die auf mir liegt, aus der Hoffnungslosigkeit?
Meine Antwort: Indem man immer wieder herausfindet, wie man dem Ziel näher kommt. Und das ist es, was dich hält. Das Ziel zieht dich an, es formt dich, es bereitet dich auf das Leben vor, und du weißt jeden Moment, wie du es nutzen kannst.
Frage: Müssen es irgendwelche Zwischenziele sein?
Meine Antwort: Es ist das Endziel, das zu jedem Zeitpunkt entschieden wird.
Kommentar: 2. Punkt: Unter unmenschlichen Bedingungen kann nur derjenige überleben, der zukunftsorientiert ist, der davon träumt, seine Vorbestimmung zu erfüllen.
Diesen Punkt unterstreicht er immer wieder.
Meine Antwort: Ja, selbstverständlich.
Frage: Wenn ich nach der Zukunft strebe, nehme ich dann nicht wahr, was um mich herum geschieht?
Meine Antwort: Nein, du betrachtest alles um dich herum als Bedingungen, um dieses Ziel zu erreichen.
Frage: Das heißt also, dass mir Schwierigkeiten gegeben werden, um das Ziel zu erreichen?
Meine Antwort: Ja, ich brauche all das, um dem endgültigen Ziel eine Gestalt zu geben.
Frage: Irgendwann kann man dann auch für die fürchterlichen Prüfungen danken?
Meine Antwort: Ja, natürlich. Du spürst es, und schließlich werden dir die Augen geöffnet, dass alles, was geschieht, nur dazu dient, dass du – du persönlich! – dein Ziel erreichst.
Kommentar: 3. Punkt: Niemand hat das Recht, Entmachtung zu erzwingen, nicht einmal jemand, der Entmachtung erlitten hat, und zwar sehr schwer erlitten hat.
Meine Antwort: Es gibt das universelle Gesetz des Universums, und deshalb müssen wir jeden zu jedem Zeitpunkt als einen Menschen behandeln, der seine höhere Bestimmung erfüllt hat.
Frage: Auch einen Feind?
Meine Antwort: Umso mehr den Feind! Dann tust du genau das Richtige, wirst so überleben und dein Ziel erreichen. Das heißt, du schaffst es selbst durch deine richtige Einstellung zu jedem: zu deinem Feind, zu deinem Freund, zu allen. Damit formst du dich innerlich, du korrigierst dich ständig und näherst dich schrittweise dem Endziel – der Form, die du schließlich erreichen sollst.
Frage: Ist das überhaupt möglich?
Meine Antwort: Es ist zusammengefasst unser Weg.
Kommentar: 4.Punkt(1): Jeder Mensch ist unersetzlich, und das Leben eines jeden Menschen ist einzigartig. Und so ist die Aufgabe eines jeden Menschen einzigartig, wie seine Fähigkeit, diese Aufgabe zu erfüllen, einzigartig ist.
Meine Antwort: Ja, so ist es.
Frage: So sollen wir uns selbst und die Menschen sehen? Ist das die richtige Sichtweise?
Meine Antwort: Ja, man muss jeden Menschen als einzigartig ansehen.
Frage: Wir können dieses Leben also nicht nehmen, in keiner Weise Gewalt anwenden, nichts?
Meine Antwort: Es gibt nichts, was du tun kannst.
Frage: Was für eine Art von Beziehung sollte ich dann haben, wenn jeder, wirklich jeder einzigartig ist?
Meine Antwort: Du befindest dich in jedem Moment in außergewöhnlichen Umständen. Es gilt dabei, die Regeln des absoluten Zusammenspiels zu nutzen, d.h. ins Gleichgewicht zu kommen zwischen dir und der Welt um dich herum.
Frage: Und was können wir in Zeiten des Krieges tun, wenn die Zahl der Opfer ins Unermessliche steigt.
Meine Antwort: Umso mehr. Dann werden solche Gefühle noch verstärkt.
Frage: Also kommen sowohl derjenige, der tötet, als auch derjenige, der sich verteidigt, auf irgendeine Weise in diesen Zustand?
Meine Antwort: Nicht jeder. Aber wenn ein Mensch über seine wahre Verwirklichung nachdenkt, kommt er zu dem Punkt, dass jedes Leben einmalig und individuell ist.
Kommentar: 5. Punkt: Ich habe den Sinn meines Lebens darin gesehen, anderen zu helfen, den Sinn ihres Lebens zu sehen. Das ist das, was Sie üblicherweise sagen.
Meine Antwort: Das ist ein absolut kabbalistisches Prinzip.
Frage: Aber Frankl war kein Kabbalist, wie ist er dazu gekommen?
Meine Antwort: Dafür muss man kein Kabbalist sein. Man muss nur ein Mensch sein, der nach dem Sinn des Lebens sucht. Und dann entdeckt man, dass der Sinn des Lebens darin besteht, anderen Menschen den Sinn ihres Lebens zu erklären.
Frage: Wann kommt ein Mensch zu einer solch hohen Erkenntnis? Normalerweise lebt ein Mensch, um den Sinn seines Lebens zu finden.
Meine Antwort: Auf der Suche nach dem eigenen Leben sieht man, dass man es durch den Sinn des Lebens anderer verwirklichen kann, und zwar indem man ihnen den Sinn des Lebens gibt.
Kommentar: 6. Grundsatz: Die Liebe ist das höchste und ultimative Ziel, nach dem der Mensch nur streben kann. Die Rettung des Menschen liegt in der Liebe und wird durch die Liebe erreicht.
Meine Antwort: Ja. Was hier gemeint ist, bedeutet, Liebe zu begreifen als das Wesen der Natur. Das heißt, alle Menschen so zu vereinen, dass sie nicht spüren, was sie trennt. Dieses entstehende Gefühl, dass alles Sein zusammengehört, wird zum Wunsch, sich zu verbinden. Das ist die Erfüllung des Lebensziels.
Dieser eine Wunsch, die Vereinigung aller in einem einzigen Wunsch, das ist die Liebe.
Kommentar: 7. Punkt: Gerade dort, wo wir hilflos und ohne Hoffnung sind, wenn wir nicht in der Lage sind, die Situation zu ändern, gerade dort fühlen wir die Notwendigkeit, uns selbst zu ändern.
Meine Antwort: Wenn man vor dem Absoluten steht, vor der Tatsache, dass man nichts ändern kann, dann erkennt man die Notwendigkeit, sich selbst zu ändern. Etwas zu tun, mich selbst zu verändern – dies ist die einzige Möglichkeit, um überhaupt noch in guter Weise in der Welt zu existieren. Von diesem Moment an, Schritt für Schritt, lebst du dein Leben so, dass du dich in jedem Moment tatsächlich veränderst.
Frage: Sie begrüßen Sackgassen, wie sich herausstellt?
Meine Antwort: Wie können wir ohne sie auskommen? Wenn ein Mensch eine Sackgasse nicht spürt, bedeutet es, dass er nicht vorankommt.
Kommentar: Also ist ein auswegloser Zustand für Sie ein Ausweg?
Meine Antwort: Ja, es ist wie bei einem kleinen Kinderauto – es stößt gegen etwas und beginnt sich zu drehen. Dann stößt es wieder gegen etwas und dreht sich erneut. Und so sucht es weiter, bis es herausfindet, dass es immer einen Ausweg gibt.
Frage: Schließlich wird ein Mensch, der sich von Sackgasse zu Sackgasse bewegt, also zwangsläufig einen Ausweg finden ?
Meine Antwort: Natürlich. Alles ist programmiert.
Frage: Dann sollte ich als Mensch im Prinzip eine Hymne auf die Sackgasse singen?
Meine Antwort: Ja, natürlich! Das ist die Kraft, die uns formt.
Frage: Aber der Mensch will Sackgassen immer vermeiden.
Meine Antwort: Kann man eine wirklich gute Entscheidung ohne Sackgasse treffen?
Kommentar: Das ist unwahrscheinlich.
Meine Antwort: Auf keinen Fall.
Frage: Welche richtige Entscheidung muss die Menschheit heute treffen?
Meine Antwort: Es ist in allen Fällen die gleiche – sich selbst zu annullieren.
Kommentar: „Sich selbst zu annullieren” – das verstehen nur Ihre Studenten….
Meine Antwort: Und für alle anderen muss es verständlich werden.
Frage: Und was verstehen Sie unter „annullieren“?
Meine Antwort: „Annullieren” heißt, nicht ich entscheide, was ich tun soll, nicht ich entscheide über das Ziel, nicht ich entwerfe das Ziel nur für mich und versuche dann, es zu erreichen. Das Einzige, was ich tun kann, ist, mich vor anderen zurückzunehmen, damit sie ihr Ziel erreichen.
Wenn ich mir etwas anderes zum Ziel setzte, als anderen zu helfen, dann stehe ich ihnen im Weg. Wenn ich mich jedoch selbst annulliere, also zurücknehme, dann helfe ich ihnen, ihr Ziel zu erreichen. Letztendlich sollte jeder genau auf diese Weise mit seinem Selbst beschäftigt sein – anderen zu helfen, ihr Ziel zu erreichen.
Frage: Was passiert dabei mit meinem „Ich”?
Meine Antwort: Dieses „Ich” erscheint dann als ein gemeinsames, kollektives Selbst, in dem die höchste, einzig existierende und leitende Naturkraft sich befindet.
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Aus der TV-Sendung Nachrichten mit Michael Laitman“