Pegasus, die von der Cyberwaffenfirma NSO Group entwickelte Spionagesoftware, kann unbemerkt auf Mobiltelefonen und anderen Geräten installiert werden, auf denen die gängigen Betriebssysteme iOS und Android laufen.
Sie kann Textnachrichten lesen, Anrufe verfolgen, Passwörter sammeln, den Standort des Zielgeräts aufspüren, auf das Mikrofon und die Kamera zugreifen und Informationen von Apps sammeln. Die in Israel entwickelte Spionagesoftware wird von Behörden auf der ganzen Welt und auch in Israel eingesetzt und hat die Öffentlichkeit alarmiert, da sie eine unzulässige Verletzung der Privatsphäre befürchtet. Meines Erachtens ist nicht die Spyware das Problem, sondern das Spionieren, die bösen Absichten derjenigen, die die Technologie nutzen, um andere zu schädigen, zu manipulieren und zu missbrauchen.
Die Tatsache, dass es solche Spionageprogramme gibt, überrascht mich nicht. Es ist klar, dass Regierungen und Regierungsvertreter keine Heiligen sind und dass sie alles daran setzen, so viel wie möglich über andere in Erfahrung zu bringen, damit sie diese leichter manipulieren und kontrollieren und mehr Macht erlangen können.
Wir müssen erkennen, dass unsere Gesellschaft zerbrochen ist. Die Art und Weise, wie die Regierung handelt, ist einfach ein Spiegelbild der Gesellschaft, aus welcher die Regierenden hervorgehen. Das Gleiche gilt für die Strafverfolgung und das Justizsystem im Allgemeinen. Wenn eine Gesellschaft korrupt und voller Menschen ist, die sich gegenseitig schaden und dominieren wollen, können wir nicht erwarten, dass ihre Vertreter etwas anderes tun.
Das ist schon seit Jahrzehnten so. Was mit Abhörmaßnahmen und anderen Formen der Überwachung begann, hat sich einfach an die heutige Technologie angepasst, aber im Grunde hat sich nichts Grundlegendes geändert. Deshalb ist es nicht die Spionagesoftware, die uns schadet, sondern das gegenseitige Ausspionieren, das wir ständig betreiben.
Wenn Eltern auf ihre Kinder aufpassen und wissen wollen, wo sie sich aufhalten, „spionieren“ sie sie nicht aus, sondern passen auf ihre Lieben auf. Wenn aber Fremde oder Behörden das Gleiche tun, ist es Spionage, weil sie die Absicht haben, uns zu schaden oder uns zu manipulieren. Mit anderen Worten: Das Problem liegt nicht bei der Software, sondern bei ihren Nutzern.
Wenn wir Pegasus und andere Schadsoftware „korrigieren“ wollen, müssen wir den bösen Willen korrigieren, der ihnen zugrunde liegt, nämlich die menschliche Natur. Die Bösartigkeit, die wir füreinander hegen, ist die Wurzel allen Übels, nicht nur von Pegasus, sondern von allem, was wir tun, um andere Menschen zu verletzen, zu schädigen, zu manipulieren, auszubeuten und zu unterdrücken, und wenn möglich sogar die ganze Welt. Wenn wir die Wurzel des Problems, nämlich uns selbst, nicht korrigieren, wird es uns nicht gelingen, irgendetwas zu verbessern.
Als ersten Schritt zur Korrektur unserer Wurzel müssen wir anerkennen, dass wir so verdorben sind wie es unsere Handlungen anderen gegenüber sind. Hier ist Offenheit und Mut gefragt. Wenn wir nicht bereit sind, uns selbst im Spiegel zu betrachten, werden wir keine Fortschritte machen, um irgendetwas in der Gesellschaft zu ändern. Wir werden warten müssen, bis so viele Fehlentwicklungen auftauchen, dass wir uns davon überzeugen, dass wir nicht die Methoden oder die Instrumente der Handelnden korrigieren müssen, sondern die Handelnden selbst.
Sobald wir, die gesamte Gesellschaft oder zumindest ihre Mehrheit, akzeptieren, dass wir selbst das Problem sind und nicht das, was wir nutzen, um unseren bösen Willen zu befriedigen, können wir anfangen, an uns selbst zu arbeiten. Dies ist der Zeitpunkt, um uns selbst zu prüfen, anstatt anderen die Schuld an unserem Elend zu geben.
Wenn wir den Blick von den anderen auf uns selbst lenken, wird uns klar, dass wir genauso schlecht sind wie alle anderen. Es werden nicht nur ein paar wenige Menschen sein, die einen Prozess der Enthüllung ihres bösen Wesens durchlaufen. Es wird ein Prozess sein, in dem die gesamte Gesellschaft zu dieser Erkenntnis gelangt. Infolgedessen werden die Menschen ihre Einstellung gegenüber anderen ändern, weg von dem Wunsch, sie auszubeuten, hin zu dem Wunsch, sie zu unterstützen.
Dieser Prozess der Erkenntnis kann lange dauern, aber der Übergang von einer ausbeuterischen zu einer unterstützenden Haltung kann sehr schnell geschehen. Es geht nur darum, die Absicht zu ändern, die hinter unseren Handlungen steht, und die Änderung der Absicht kann sich so schnell vollziehen, wie sich unsere Gedanken ändern.
Deshalb findet die wichtigste Phase unserer Korrektur gerade jetzt statt. Je eher wir die Bösartigkeit der menschlichen Natur entlarven und je tiefgreifender wir uns eingestehen, dass wir so sind, desto schneller und leichter wird der Wechsel von schlechten zu guten Absichten geschehen, vom gegenseitigen Ausspionieren zur gegenseitigen Fürsorge.
