Die gegenwärtige Situation zeigt die Verwundbarkeit Europas und das Risiko einer weiteren Eskalation des Krieges, die in einem Bruchteil einer Sekunde ausgelöst werden könnte. Finnland und Schweden haben angekündigt, dass sie einen Antrag auf NATO-Mitgliedschaft stellen wollen. Russland hingegen betrachtet diesen Schritt als Bedrohung und hat vor einer militärischen Antwort einschließlich der Stationierung von Atom- und Hyperschallwaffen im Ostseeraum gewarnt, falls diese Länder dem Bündnis beitreten.
Finnland und Schweden erklären, dass der Krieg in der Ukraine laut Meinungsumfragen zu einer wachsenden öffentlichen Unterstützung für ihren Beitritt zu dem 30 Mitglieder umfassenden Militärbündnis geführt hat. Beide nordischen Länder haben jahrzehntelang von einem NATO-Beitritt abgesehen, um ihre Neutralität zu wahren, aber diese Berechnungen scheinen sich geändert zu haben.
Könnten sich die Spannungen in Europa in Form eines atomaren Konflikts entladen? Zuallererst werden sich, sobald der Krieg in der Ukraine beendet ist, die Zukunftsperspektiven der europäischen Länder und der Welt im Allgemeinen tiefgreifend ändern. Die Einschätzungen über das Leben vor und nach dem Konflikt – wenn man ihn überhaupt als Konflikt bezeichnen kann, denn er ist viel komplexer als das – werden entscheiden, wie es für uns alle weitergeht. Bevor wir jedoch nicht begreifen, dass unser angeborenes menschliches Dominanzstreben nicht zu einer positiven Veränderung der Welt führt, wird es weiterhin eine globale Bedrohung für uns alle darstellen, und die Gefahr eines Atomkriegs wird in Europa und anderswo auf der Welt fortbestehen.
Die Risiken der nuklearen Expansion ergeben sich aus einem bestimmten Grund: um der Menschheit verständlich zu machen, dass Bedrohung und Herrschaft nicht der richtige Weg sind, um Probleme zwischen Ländern zu lösen. Da Atomwaffen in der Lage sind ganze Völker auszulöschen, zwingen sie die Welt und jeden Menschen, ein solches Ergebnis zu fürchten und darüber nachzudenken, wie die menschliche Gesellschaft als Ganzes verändert werden kann, damit solch ein katastrophales Szenario nicht eintritt.
Wir hätten diese Lektion aus früheren schmerzhaften Ereignissen in der Geschichte lernen sollen, aber leider hat die Menschheit aus den früheren Schlägen nichts gelernt. So stolpern wir immer wieder über denselben Stein.
Wir können unsere völlige Vernichtung nur verhindern, wenn wir erkennen, dass Herrschaft durch Hass und Trennung nur den Weg zur Zerstörung ebnet. Jegliche Hoffnung auf eine bessere Zukunft hängt von unserer Bereitschaft ab, unsere engstirnige egoistische Sichtweise durch eine umfassendere und integrative Sichtweise der Beziehungen zwischen Menschen und Ländern zu ersetzen.
Wie der führende Kabbalist Baal HaSulam in seinem augenöffnenden Werk „Die Schriften der letzten Generation erklärt“: „Wenn also der Welt die Gefahr der allgemeinen Zerstörung, die sie herbeizubringen vermag, noch nicht klar ist, dann sollen sie einen dritten oder vierten Weltkrieg abwarten, Gott bewahre, wenn die Bomben ihre Sache tun werden. Denjenigen aber, die übrig bleiben werden, wird kein anderer Ausweg bleiben, als diese Methodik auf sich zu nehmen, nach welcher weder Mensch noch Volk mehr für sich arbeiten, als es für ihre Existenz notwendig ist; und alle ihre anderen Handlungen werden zum Wohle des Nächsten sein.”
Hoffentlich müssen wir nicht erst an einen Punkt der Verzweiflung gelangen, um zu reagieren und unsere Handlungsweise von Eigeninteresse zu Kooperation zu ändern.
Bildunterschrift:
Ministerpräsidentin Magdalena Andersson und die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin hielten eine gemeinsame Pressekonferenz mit den finnischen und schwedischen Medien über den Beitritt zur NATO ab. Das Treffen der Ministerpräsidenten fand am 13. April 2022 in Stockholm, Schweden, statt, nur eine Stunde bevor die finnische Regierung ihren neuen sicherheitspolitischen Bericht dem Parlament des Landes vorstellte. Foto: Ninni Andersson/Regeringskansliet/Stella Pictures/ABACAPRESS