Jeder Mensch hat die Neigung zu töten, weil jeder von uns ein ganzes Bündel von Wünschen in sich trägt, von den besten bis zu den schlimmsten. Wenn wir andere töten, sei es im Krieg oder auf irgendeine andere Weise, töten wir eigentlich einen Teil von uns selbst, weil wir in einem kollektiven Verlangen, einem gemeinsamen System existieren. Alles, was in der Natur auf all ihren Ebenen existiert – unbelebt, pflanzlich, belebt und menschlich – ist in uns. Wenn wir also jemanden oder etwas töten, töten wir seinen Teil in uns.
Wir müssen daher alles, was wir aus dieser Welt nehmen, für uns selbst rechtfertigen, angefangen bei einem Schluck Luft bis hin zu Bäumen, die wir fällen, Tieren, die wir zum Essen töten, und schließlich dem Leben anderer Menschen. Ein solches Prinzip erstreckt sich auf alles, was wir für uns selbst in Anspruch nehmen. Alles muss in irgendeiner Form korrigiert werden.
Alles, was wir zu unserem eigenen Nutzen erhalten, tötet diesen Teil des Kosmos und wir müssen irgendwie die Verantwortung dafür übernehmen. Deshalb gibt es verschiedene Segnungen, die die Menschen für viele solcher Handlungen aussprechen.
Manche Menschen fühlen unbewusst eine Verantwortung für alles, was sie der Natur entnehmen. Es gibt Menschen, die, bevor sie etwas trinken, ein wenig aus dem Becher schütten, oder sie schneiden vor dem Essen ein Stück Brot ab und legen es zur Seite. Diese und andere Handlungen finden sich in den Bräuchen verschiedener Völker wieder. Sie zeigen, dass sie verstanden haben, dass sie der Natur auf eine Weise etwas wegnehmen, dass sie das, was sie wegnehmen, niemals zurückgeben können. Indem wir das tun, töten wir das Universum, und dann wollen wir sozusagen zurückgeben, was wir nehmen.
Wenn wir diesen Akt des Entnehmens aus der Natur als eine Notwendigkeit für unsere Existenz und zur Unterstützung unseres Lebens durchführen, dann ist das eine andere Sache. Aber wir müssen verstehen, dass wir Empfänger von der Natur sind, und deshalb haben wir dieses unterbewusste Gefühl, eine gewisse Verantwortung für das zu übernehmen, was wir erhalten.
Es spielt auch keine Rolle, dass wir keine Schuld daran haben, so geschaffen worden zu sein, denn wir hatten keine Wahl. Unser Leben wurde gerade deshalb so geschaffen, weil wir verstehen müssen, dass wir in einer Welt leben, in der wir, wenn wir etwas zum eigenen Vorteil nehmen, dafür bezahlen und etwas zurückgeben müssen. Wir müssen jedoch diese Verantwortung erkennen und das Bedürfnis verspüren, entsprechend dem, was wir nehmen, auch zurückzugeben.
Zu diesem Prinzip der Übernahme von Verantwortung für das, was wir nehmen, sagte Rabbi Akiva, dass das Buch aufgeschlagen ist und die Hand schreibt, und der Mensch leiht, aber später wird er alles zurückgeben müssen. Dementsprechend sehen wir, dass je mehr wir uns entwickeln, desto mehr nehmen wir unverhältnismäßig viel für uns selbst, was einen Bumerang Effekt auf globaler Ebene bewirkt; wir werden mit Leiden aller Art für unsere übermäßige Aufnahme geschlagen.
Das ist eine komplexe Angelegenheit, denn die Natur ist ein geschlossenes, integrales System. Um in einem solchen System optimal zu leben, müssen wir sehr vorsichtig sein mit dem, was wir ihm entnehmen, dass wir alles nutzen, um es dem System zurückzugeben.
Wie können wir Gleichgewicht und Harmonie mit der Natur erreichen?
Indem wir das Gefühl der Einheit mit der Natur erlangen, erwerben wir eine neue Natur, die uns die Fähigkeit verleiht, so viel zu geben, wie wir nehmen. Wir können dann regulieren, wie viel wir nehmen und wie viel wir geben.
Wir durchlaufen eine Entwicklung von der Unkenntnis unserer wechselseitigen Beziehung mit der Natur – in der wir von der Natur nehmen, ohne darüber nachzudenken, was uns zu allen möglichen extremen Formen des Leidens wie Diebstahl und Mord führt – hin zu einem Zustand des vollständigen Bewusstseins der Gegenseitigkeit mit ihr. Wir werden spüren, dass wir nicht einfach von der Natur nehmen können, ohne das Bedürfnis zu haben, proportional zu unserem Empfangen wieder zu geben. Ein solcher Zustand wird uns in einem Zustand halten, in dem wir nur das Lebensnotwendige nehmen, und noch mehr, er wird uns vor viel Leid bewahren, einschließlich Diebstahl und Mord.
Geschrieben/bearbeitet von Studenten des Kabbalisten Dr. Michael Laitman.
