In den Luftschutzkellern und Treppenhäusern riecht es nach etwas Neuem. Etwas dringt durch Blicke, zwischen Worten, hindurch. Es ist, als würden wir anfangen zu begreifen, dass dies nicht nur eine weitere Eskalation ist, sondern dass mehr dahinter steckt.
Raketenangriffe, ein arabischer Aufstand und eine weltweite Verurteilung in Gesprächen über zwei Staaten als Lösung des Konflikts. Das ist es, was für uns mit dem Machtwechsel in Amerika begonnen hat. Und dies ist erst der Anfang.
Wir hatten vier Jahre Zeit zum Innehalten, zum Nachdenken – und was haben wir getan? Im besten Fall haben wir dieses Geschenk unterschätzt, und im schlimmsten Fall haben wir alles getan, um Trump und nach ihm auch Bibi zu stürzen. Vor allem amerikanische Juden, aber auch israelische Juden, haben sich dabei hervorgetan. Und es sind nicht nur die Linken. Im Gegenteil, wenn man genau hinschaut, wird Bibi heute vor allem von denen gestürzt, die dem rechten Lager angehören oder angehörten.
Als Ergebnis haben wir zwei Führer aufgegeben, die sich erfolgreich gegen die Neoliberalen gestellt und das Land vor dem Abstieg in die „progressive“ Agonie bewahrt haben. Sie haben sich nicht auf die rechte Seite des politischen Spektrums zubewegt, sondern sind eher in der Mitte geblieben und konnten sich dadurch behaupten. Aber genau das hat sie zugrunde gerichtet. Denn in der modernen Welt nehmen die Extreme zu und der Radikalismus übernimmt die Initiative. Mäßigung ist zu einem Laster geworden, und Fanatismus ist die neue Norm.
In der Tat erleben wir den Beginn eines Zusammenbruchs, und seine Vorahnung ist in unseren Luftschutzbunkern sichtbar, während draußen Explosionen donnern. Hinter diesem Raketenregen kommt der Sturm, vor dem ich schon seit langem gewarnt habe. Wieder einmal haben wir an Wunder geglaubt, unsere Probleme ungelöst gelassen, uns in politischem und sektoralem Gezänk verzettelt – und dies alles ist wie ein Bumerang auf uns zurückgeprallt. Nochmals. Was für eine Überraschung.
Der Hass der Antisemiten ist nicht verschwunden, und sie werden ihn nicht aufgeben. Sie hassen uns elementar, systematisch, instinktiv, ohne jeglichen Zusammenhang zu den Gründen, die sie finden, um sich zu rechtfertigen. Obwohl, eigentlich, warum sollten sie sich rechtfertigen?
Dies ist der Hass der Welt auf eine Nation, die allen Licht bringen sollte, stattdessen aber die Dunkelheit trägt. Es ist der Hass der Selbstsucht in der gesamten Menschheit und in jedem einzelnen Menschen auf ihr Gegenteil. Der Funke des Gebens mag in uns schon lange erloschen sein, aber gerade die Möglichkeit seiner Wiederbelebung macht uns zu etwas Speziellem. Deshalb stehen wir immer im Fadenkreuz.
Das Volk Israel ist ursprünglich keine ethnische Gruppe, sondern ein spiritueller Kern, der sich um die Idee einer hohen Einheit scharte und es schaffte, diese zu verwirklichen. Seitdem werden wir gehasst. Man hasst uns, weil wir das Ziel der wahren Nächstenliebe verkündet und dann aufgegeben haben und damit der Welt die Möglichkeit verwehrt haben, zu ihr zu kommen. Das ist es, was hinter all ihren Aufrufen, Pogromen, Raketen und Gaskammern steckt – ein fester innerer Glaube, dass wir sie ihres Glücks berauben, dass wir die Quelle all ihrer Probleme sind.
Wir können sie nicht bestechen, wir können auch nicht gewinnen. Denn unsere Stärke liegt nicht in Waffen oder Technologie. Unsere Stärke liegt im Kern des jüdischen Volkes, in der Idee der Einheit, von der niemand etwas hören will. Und so sind wir in einem Teufelskreis des Leidens gefangen, in einem nicht enden wollenden Konflikt mit der Welt, und in Wirklichkeit mit uns selbst.
In erster Linie hassen wir uns selbst, wir rebellieren gegen unseren Ursprung, wir verleugnen unser Wesen und verstecken es sorgfältig hinter einer Religion oder einer säkularen Anschauung. Und dann kommen die Völker und sagen: „Wir haben die Nase voll von euch. Verschwindet!“ Dies ist ihre Antwort auf unsere Selbstverleugnung.
Damit die Welt aufhört, Juden zu töten, müssen wir aufhören, unser Jüdischsein zu töten – unser spirituelles Erbe, das Geschenk, das die Menschheit unerklärlicherweise von uns erwartet. Nur wir können ein Beispiel für gute Beziehungen und eine zusammenhaltende und sich gegenseitig unterstützende Gemeinschaft geben. Und solange wir das nicht tun, wächst das Ungleichgewicht in allen Ländern und allen Bereichen menschlicher Aktivitäten.
Alles Gute und alles Schlechte beginnt bei uns. Wenn wir gut behandelt werden wollen, müssen wir uns zuerst gegenseitig gut behandeln. Wenn wir Frieden und Wohlstand wollen, müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen und Frieden und Wohlstand für alle schaffen. Das ist unser einziger Weg zur Erlösung.Die Situation um Israel verschlechtert sich dramatisch. Wir, die wir unter einem Raketenhagel sitzen, werden von fast allen verurteilt. Amerika scheint auf unserer Seite zu stehen, nutzt aber die Gunst der Stunde, um das Prinzip „Zwei Staaten für zwei Völker“ wiederzubeleben. Mit anderen Worten, es ist auf dem Weg, Israel zu demontieren. Sie wollen ihm ein terroristisches Gebilde mit den Zügen eines Staates, der Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen und einer natürlichen Zugehörigkeit zur iranischen Achse unterschieben. Diese Linie wird auch von unseren Politikern vertreten. Auch wenn es noch nicht realisiert ist, aber mit der Zeit werden wir zu diesem Szenario gezwungen werden und uns daran gewöhnen.
Es geht nicht mehr um rechts und links. Wir sind alle blind. Wir geben immer noch den Politikern die Schuld und erwarten Veränderungen von ihnen. Wir denken, dass es möglich ist, Ruhe durch militärische Gewalt oder durch Kapitulation zu erreichen. Beides ist unerreichbar. Beides führt zum Misserfolg.
Es ist Zeit, aufzuwachen, Zeit, die Augen zu öffnen. Die aktuelle Konfliktrunde wirft zum x-ten Mal die uralte Frage auf: Wer sind wir? Wer ist das Volk-Israel? Was tun wir auf diesem Land? Warum sind wir so anmaßend? Warum ist die Welt nicht bereit, das Land als das unsere zu betrachten?
Das alte jüdische Reich ist keine Entschuldigung. Die Tempel, die wir hier gebaut haben, sind keine Entschuldigung. Wir verstehen immer noch nicht, dass dieses Land nur dann uns gehört, wenn wir seiner würdig sind, nur dann, wenn wir es als Familie und nicht als Ansammlung von Fremden und Sektoren bewohnen. Man hat uns schon immer verdrängt, wenn wir von der Stufe der Liebe und des Gebens abfielen. Israel sollte für ein Volk stehen, das nach den Gesetzen der gegenseitigen Bürgschaft lebt. Nur ein solches Volk wird das Volk Israel genannt – und so ein Volk existiert hier zur Zeit nicht.
Was wollen wir also? Was erhoffen wir uns? Ein weiterer Waffenstillstand mit den Terroristen? Eine neue Regierung?
Lasst uns aufwachen. Unsere Zukunft liegt in unserer Hand. Die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, wird so sein, wie unsere Zukunft sein wird. Solange wir innerlich gespalten, gleichgültig, feindselig sind, solange wir vom Egoismus in all seinen Erscheinungsformen getrieben werden, haben wir kein Recht auf dieses Land, und die Völker werden es uns nicht geben. Umgekehrt, wenn wir beginnen, innerlich zusammenzukommen und füreinander zu sorgen, wird dieses Land uns erlauben, seine guten Samen zu säen und seine Früchte zu ernten.
Das ist schon seit Jahrhunderten so, seit Abraham und eine Gruppe Gleichgesinnter hierher kamen. Es ist das Gesetz der Existenz unserer Nation. Und egal, wie sehr wir es ignorieren, das Gesetz wird sich nicht ändern oder Mitleid mit uns haben.
Heute setzt sich der ewige Konflikt zwischen den Kräften des Egoismus und des Gebens vor unseren Augen fort. Ein Konflikt, der mit uns, in uns beginnt.
Und wir können ihn lösen, wenn wir anfangen, auf unsere gegenseitige Annäherung hinzuarbeiten, indem wir Abrahams Methodik anwenden – die Wissenschaft der Kabbala. Sie ermöglicht es uns, uns über alle Unterschiede zu erheben und unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst. Wahrhaftig. Dann wird das Herz zu dem Zufluchtsort, wo wir eins sind und wo wir sicher sind.
Wir brauchen das und die Welt braucht es noch mehr. Ansonsten wird sie uns nicht in Ruhe lassen. Passen Sie auf sich auf!