Einer meiner Freunde, ein Kameramann, erwähnte mir gegenüber in einem unserer Gespräche, dass man angesichts der heutigen Filme, TV Serien und Posts in den sozialen Medien meinen könnte, dass sich das Leben der meisten Menschen ausschließlich um so banale Dinge wie Essen, Duschen und den täglichen Toilettenbesuch dreht. Wenn wir einen Blick auf unsere Geschichte werfen, so scheint es, dass es früher andere und höhere Dinge waren, die für uns Wichtigkeit besaßen wie z. B. Ideale oder gesellschaftliche Bewegungen. Man gewinnt den Eindruck, dass es dieser Tage tatsächlich nichts gibt worüber sich zu berichten lohnte.
Meiner Meinung nach war die Menschheit niemals wirklich an erhabenen Dingen interessiert. Wir mögen darüber nachsinnen, wie zivilisiert wir waren als die Beschäftigung mit klassischer Musik, Theater, Malerei und Skulptur die verbreiteten Formen unsere Unterhaltung darstellten. In der Tat war aber das Leben für die große Mehrheit der Menschheit ganz einfach ein Kampf ums Überleben.
Schlimmer noch, genau jene, die bis heute unsere Bewunderung erregen, waren nur allzu oft die Schlimmsten ihrer Generation. Menschen, welche in den Augen der breiten Öffentlichkeit Größe genießen, gehören leider häufig zu den amoralischsten und selbstbezogensten Individuen ihrer Zeit. Egal, ob wir von Schriftstellern, Komponisten oder bildenden Künstlern sprechen: bei den meisten von ihnen sucht man, abgesehen von ihren künstlerischen Qualitäten, vergeblich nach guten Eigenschaften. Ein Blick in ihre Biographie genügt, um dies festzustellen. Ich denke es ist an der Zeit, Größe neu zu definieren. Anstatt Menschen für ihr Talent zu schreiben, zu komponieren oder zu malen zu bewundern, sollten wir einen Menschen vielmehr danach beurteilen was er für andere tut und nicht für sich selbst. Im Besonderen sollten wir jenen Respekt zollen, die zu einem guten menschlichen Miteinander beitragen, indem sie Menschen einander näherbringen und ihnen das Gefühl von Verbindung vermitteln.
Menschen sind glücklich, wenn sie sich sicher und geliebt fühlen, und dieses Gefühl erleben sie, wenn sie mit Menschen zusammen sind, denen sie am Herzen liegen, wie Familienangehörige oder Freunde. Deswegen sollten jene, die dieses Gefühl in der Gesellschaft verbreiten, die Kommunen, Städte und sogar Staaten einander annähern, die meistgeschätzten Menschen unserer Gesellschaft sein. Eben jene, die uns zeigen, wie unsere Unterschiedlichkeit die Gesellschaft bereichert, sollten die Helden unserer Zeit sein, und nicht etwa jene, die kulturelle und ethnische Unterschiede dafür nutzen, ihre eigene Karriere mittels des Schürens von Rassismus und Abgrenzung voranzutreiben. Die in unseren Tagen propagierten Wertbegriffe erwecken leider das genaue Gegenteil von dem Gefühl gegenseitiger Verantwortung. Wenn uns daran liegt unsere Gesellschaft zu einem besseren und menschlicheren Ort zu machen, müssen wir dies gemeinsam in Angriff nehmen. Nur so werden wir Erfolg haben!
Wenn wir hingegen zulassen, dass Trennung und Zerwürfnisse uns spalten, so wird dies unsere Gesellschaft immer schwächer machen. Furcht, gegenseitige Ablehnung und Hass werden die Überhand gewinnen. Es ist unsere Aufgabe, stattdessen Freude und Vertrauen zu stiften. Wir müssen diesen Trend vorantreiben, unserer Angst und unserem Misstrauen zum Trotz. Es ist unsere einzige Chance, zu einem besseren Miteinander zu gelangen. Wir sind diejenigen, die unter der Spaltung der Gesellschaft leiden, also sollten auch wir diejenigen sein, die sich gegen die Trennung und für die Einheit entscheiden.