Das Volk Israel war ein Volk von Sklaven, die der Sklaverei in Ägypten entkommen waren. Davon handelt die Geschichte des Exodus.
Sklave zu sein bedeutet, dem menschlichen Ego versklavt zu sein, unserem angeborenen Verlangen, auf Kosten anderer zu genießen, das unser gesamtes Verlangen, Denken und Handeln bestimmt. Dieser Sklaverei zu entkommen bedeutet, den Befehlen des Egos zu entfliehen und sich auf eine andere Ebene zu begeben. Auf der neuen Ebene wollen wir nur noch die Eigenschaft des Gebens beachten, damit sie von nun an unser ganzes Verlangen, Denken und Handeln bestimmt.
Was bedeutet „die Eigenschaft des Gebens zu beachten“? Es bedeutet, darüber nachzudenken, wie man allen Menschen Gutes tun kann. Deshalb ist die Flucht aus der Sklaverei in Ägypten, wie alle Berichte der Tora, keine historische Geschichte, sondern es geht um unsere zukünftige Entwicklung. Wir lesen also solche Texte, um etwas über unsere Zukunft zu erfahren, was wir durchmachen müssen, um zu verstehen, wohin wir gehen. Und es steht geschrieben, dass wir aus der Sklaverei in die Freiheit aufbrechen.
Was ist Freiheit? Freiheit bedeutet, sich aus der Versklavung durch unser Ego zu befreien, damit wir zum Wohle aller denken und handeln. Wir brauchen wirklich Freiheit, denn wenn unser einziger Wunsch darin besteht, anderen zu nützen, dann verwandeln wir uns in einen Kanal für die in der gesamten Natur wirkenden positiven Kräfte: Sie gehen durch uns zu anderen über. Wir senden dann alles, was wir von der Natur erhalten, an alle weiter und verbinden jeden mit der Eigenschaft des Gebens der Natur.
Diesen Zustand wird als “ zuverlässiger Diener“ bezeichnet. Auch wenn es sich wie ein weiterer sklavenähnlicher Zustand anhört, ist es tatsächlich die größte Rolle in unserer Realität, ein Bindeglied zwischen der Natur und der Menschheit zu sein. Es befreit uns von uns selbst. Es lässt uns die beiden Verlangen erkennen, die in der Realität existieren – unser Verlangen zu empfangen und das Verlangen der Natur zu geben. Dann können wir von der Natur das nehmen, was sie uns geben will, und von der Menschheit das, was ihr fehlt, und beides miteinander verbinden.
Geschrieben/bearbeitet von Studenten des Kabbalisten Dr. Michael Laitman.
