Kürzlich erhielt ich einen Brief von einer Frau, die mir erklärte, dass sie und ihr Mann nach der Zerstörung ihres Hauses in ihren Keller ziehen mussten und sich dadurch befreit fühlten. In ihren Worten schrieb sie, dass „die Sorge um andere alle Gedanken an sich selbst verdrängt hat“, und sie fragte weiter, wie das passiert, und bat um eine Erklärung.
Wir besitzen in der Tat eine innere Qualität, die uns von Leiden, Angst, Hass und anderen negativen Zuständen befreien will, weil wir uns gut fühlen wollen. Das führt dazu, dass wir uns plötzlich um andere kümmern und wir merken, dass es sich richtig anfühlt, aufeinander zuzugehen.
In solchen Krisenzuständen verlieren wir das Gefühl der körperlichen Befriedigung, die wir normalerweise in Geld, Ehre, Kontrolle und Wissen suchen. Alles, was uns bleibt, ist die spirituelle Erfüllung, in dem wir anderen helfen und sie erfüllen, denn wir spüren, dass wir nichts mehr in unserem Leben brauchen. Es ist ein spiritueller Zustand, der aus dem Leiden heraus entsteht.
Der Zustand, in dem Krise und Leid die Menschen einander näher bringen – wir dann Erfüllung darin finden, uns um andere zu kümmern, um vor unseren Problemen davonzulaufen – ist jedoch nur ein elementarer spiritueller Zustand. Wir nähern uns einer neuen Ebene an, die in uns den Wunsch weckt, uns um andere zu kümmern. Wir bekommen eine solche Gelegenheit und die Empfindung, dass es unsere Mission ist, anderen zu helfen. Einerseits werden wir einen starken Drang verspüren, die Notwendigkeit zu vermitteln, die gegenseitige Fürsorge auf der ganzen Welt zu verstärken. Andererseits werden wir durch die gegenseitige Fürsorge und die Annäherung aneinander mit neuen, harmonischen, freudigen und friedlichen Gefühlen belebt.
Mit anderen Worten, wir können aus Krisenzeiten lernen, dass die Sorge um andere und die Annäherung aneinander eine besondere Erfüllung hat, die wir zuvor nicht erkannt haben. Würden wir uns allerdings freiwillig dazu bewegen, einander näher zu kommen und die gegenseitige Fürsorge in der Gesellschaft zu verstärken, dann bräuchten wir keine Krisen mehr, um zu dieser neuen Erkenntnis zu gelangen. Die positiven Kräfte der Natur würden in unser Leben einfließen und uns zu mehr Erfüllung, Frieden und Harmonie verhelfen.
Geschrieben/bearbeitet von Studenten des Kabbalisten Dr. Michael Laitman. Foto von National Cancer Institute auf Unsplash