Das menschliche Ego treibt unsere Entwicklung an. Da unser Ego global vernetzt ist, verflechten sich unsere egoistischen Verbindungen, und wir befinden uns in einer Art Schlangengrube, in der jeder jeden anderen zu seinem Vorteil nutzen will.
Auch wenn das wachsende Ego uns technologisch, wissenschaftlich und sozial weiterentwickelt, müssen wir einen Zustand erreichen, in dem wir hinterfragen, wie wir dazu gekommen sind.
Anstatt glücklicher zu werden, je mehr wir uns entwickeln, führt unsere egoistische Entwicklung zum Gegenteil. Wir stellen fest, dass niemand wirklich von einer solchen Entwicklung profitiert, außer einigen wenigen, denen es gelingt, sie zu ihrem Vorteil zu wenden.
Ich sehe also in unserem so genannten „Fortschritt“ nichts Positives, außer dass er uns einem Zustand näher bringt, den die Kabbala „die Erkenntnis des Bösen“ nennt. Die Erkenntnis des Bösen findet statt, wenn wir erkennen, dass unsere Ziele falsch sind, dass sie zu negativen Ergebnissen, zunehmendem Leid und einem schrecklichen Leben führen. Wir haben keine andere Wahl, als unsere gesamte Existenz zu überprüfen und uns zu fragen, wie wir einen solchen Zustand erreicht haben.
Was bedeutet es außerdem, dass unser Ego heute global vernetzt ist, und wie trägt das dazu bei, dass die Welt immer gefährlicher wird?
Nach der Kabbala wird das menschliche Ego, das unsere Evolution antreibt, als „Verlangen zu genießen“ bezeichnet, mit der Absicht, nur zum eigenen Vorteil zu genießen. Je mehr wir uns entwickeln, desto größer wird das Ego und desto stärker wird die Verwirklichung unserer egoistischen Ziele. Wir stellen dann fest, dass wir immer mehr andere und die Natur verschlingen wollen, um von der Welt zu profitieren, selbst wenn das bedeutet, dabei die Welt zu zerstören.
Der Grund warum wir noch nicht den letzten Schritt gewagt und einen totalen Krieg begonnen haben ist, dass wir das Ende der Welt als unser eigenes Ende sehen. In unserer heutigen Welt gibt es jedoch verschiedene Krisen – wirtschaftliche, kulturelle und soziale -, die in einem solchen Krieg auszubrechen drohen.
Wenn wir weiteres Leid verhindern wollen und den Kurs auf einen positiven Weg bringen, brauchen wir eine neue Form der Erziehung, die unsere egoistischen Beziehungen in altruistische umwandeln kann. Indem wir die Bildungs-, Medien- und Kultureinflüsse, dahingehend ändern, dass sie uns lehren, wie unsere wahre Natur funktioniert, wie wichtig es ist, positive Verbindungen gegenüber Trennungen zu schätzen, dies auch systematisch vorzuleben und Beispiele aufzeigen, dass Altruismus und positive Verbindungen die grundlegenden Gesetze der Natur sind. Damit würden wir den bisher größten Wandel in der Geschichte vollziehen – von zunehmender Gefahr, Unsicherheit, Leere und Angst hin zu einem harmonischen, ausgeglichenen, friedlichen und glücklichen Leben für alle.
Geschrieben/bearbeitet von Schülern des Kabbalisten Dr. Michael Laitman.