Es ist ein grundlegendes Naturgesetz, dass jeder existierende Körper – ob unbewegt, pflanzlich oder belebt – danach strebt, seine Existenz zu erhalten und zu schützen. Das wird nicht als Ego betrachtet. Man kann es als den Wunsch zu leben und zu existieren bezeichnen.
Das menschliche Ego beginnt dort, wo wir den Wunsch haben, anderen zu schaden. Es ist nicht so, dass wir unsere eigene Existenz der Existenz anderer vorziehen, was auch in der Tierwelt vorkommt, sondern dass wir anderen ungerechtfertigt schaden wollen. Tiere zum Beispiel töten sich gegenseitig, um zu überleben, und haben das Gefühl, dass die Natur sie zwingt, andere Tiere zu töten und zu fressen. Wenn die Natur einem Tier jedoch keinen solchen Drang verleiht, dann tötet es auch nicht. Wenn ein Löwe nicht hungrig ist, könnte man an ihm vorbeigehen, und er würde nicht einmal in Ihre Richtung schauen. Er würde sich einfach um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.
Die unbelebten, pflanzlichen und belebten Ebenen der Natur haben kein inneres Programm, das darauf abzielt, anderen zu schaden. Es bereitet ihnen kein Vergnügen, andere zu unterdrücken. Sie schaden anderen nur, um sich selbst und ihre Nachkommen zu ernähren, zu überleben und zu wachsen. Daher ist die Natur der Tiere kein Ego. Sie ist keine böse Neigung, sondern nur ein Verlangen.
In der Weisheit der Kabbala wird das menschliche Ego „böse Neigung“ genannt, weil es nur im Menschen existiert. Es macht uns Freude daran, andere zu verletzen, zu unterdrücken, unterzuordnen und zu kontrollieren. Das Ego wird als böse bezeichnet, weil es sich daran erfreut, anderen absichtlich zu schaden, und zwar über die bloße Notwendigkeit des Überlebens hinaus, wie es bei Tieren der Fall ist.
Kurz gesagt, wir haben grundlegende Überlebenswünsche, die nicht als das menschliche Ego gelten. Das Ego beginnt dort, wo wir Freude empfinden wollen, indem wir anderen schaden.
Geschrieben/bearbeitet von Schülern des Kabbalisten Dr. Michael Laitman.