In der heutigen Zeit sind die Nationen alle miteinander verbunden, so wie es früher die Individuen mit ihren Familien waren. Die Erfüllung der alltäglichen Bedürfnisse der Menschen kann nur durch die Vernetzung und Zusammenarbeit aller Nationen erreicht werden. Deshalb kann man nicht mehr nach Verhaltensweisen handeln, die das Wohlergehen einer einzelnen Nation sichern, sondern nur noch für das Wohlergehen der ganzen Welt. Der Nutzen oder Schaden für jeden einzelnen Menschen hängt demnach vom Nutzen für alle Individuen der ganzen Welt ab und wird danach beurteilt. (Sinngemäss zusammengefasst aus: Baal HaSulam „Frieden in der Welt“)
Heute erkennen fast alle Menschen ihre universelle, wechselseitige Abhängigkeit und versuchen mit aller Macht, sich davon zu lösen. Staaten wie Amerika wollen sich von China unabhängig machen, sind aber auf die Solarpanels und Batterien für Elektrofahrzeuge von China abhängig. Alle wollen sich von Taiwan lösen, aber 80 % der Computerchips werden in Taiwan hergestellt. Dennoch wollen alle frei und unabhängig bleiben!
Was ist nun die Zukunft dieser globalen Welt? Bereits der Kabbalist Baal HaSulam (1884 – 1954) konnte zu seiner Zeit sehen, dass die Welt in diesem globalen Netz gefesselt war. Seit damals hat sich dieses Abhängigkeitsverhältnis noch verstärkt und heute kann sich niemand mehr davon lösen. Alle reden zwar davon, doch es wird ihnen nicht gelingen.
Der Wunsch, unabhängig zu sein, ist in jedem Menschen und somit in jeder Nation groß. Es gibt kein Entrinnen aus diesem Wunsch, da dieser im Menschen angelegt ist. Selbst wenn einige Menschen sich fast selbst versorgen können, heißt das nicht, dass sie nicht in dieses Abhängigkeitsnetz eingebunden sind. Die Welt hat die letzten 500 Jahre so funktioniert, heute ist dies nicht mehr möglich. Die Globalisierung der Welt und die zunehmende weltweite Vernetzung ist unaufhaltsam.
Nun fragt man sich, was das bringen soll. Aus Sicht der Kabbala dient es dazu, dass die Menschen begreifen, dass man, wenn man völlig von seinem Nächsten abhängig ist, aufhören muss, gegen ihn zu kämpfen. Nur durch all diese Kämpfe und die Trennung wird dem Menschen bewusst, wie sehr er von seinem Nächsten abhängig ist. Das Leiden des Menschen ist die Grundlage für diese Erkenntnis. Und es kann tatsächlich bedeuten, dass die Menschheit bis zu unvorstellbaren Zuständen des Leidens kommen muss, wenn dies für die Korrektur der Einstellung gegenüber dem Nächsten notwendig ist. Denn das ist das Ziel der menschlichen Entwicklung. Der Mensch muss zum Bewusstsein gelangen, dass er vollständig abhängig von allen anderen ist.
In vielen Wissenschaften, u.A. in der Biologie, wird schon seit einiger Zeit darauf hingewiesen, dass alles miteinander verflochten ist. Doch es scheint für einen selbst schwierig zu sein, eine Verflechtung mit allen anderen Menschen zu akzeptieren. Die Aussagen der Wissenschaft reichen nicht, um den Menschen davon zu überzeugen. Er muss es am eigenen Leib erfahren!
Dabei entstehen eine Menge Fragen im Menschen. Warum muss ich so leiden? Weshalb kann ich den Sinn von all dem nicht verstehen? Weshalb muss sich alles auf diese Weise offenbaren? Wieso soll es gut sein, dass ich wie ein Kind von den Eltern bestraft werde?
Wenn der Mensch sich durch die Erkenntnis des Bösen in sich selbst weiterentwickelt, wird er schlussendlich verstehen, weshalb er Leiden erfährt und dafür sehr dankbar sein. Er wird erkennen, dass diese Leiden eigentlich das absolut Gute sind. Hat der Mensch dies erkannt, beginnt er große Dankbarkeit und Liebe für die alles lenkenden Höheren Kraft zu empfinden, die all das für den Menschen vorbereitet hat.
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Zusammengefasst von Student*innen aus: KabTVs Nachrichten mit Dr. Michael Laitman“ vom 1.6.23