Der Mensch ist die höchste von vier Ebenen in der Natur: die bewegungslose, die pflanzliche, die belebte und die menschliche. Tatsächlich gibt es in der Natur selbst keine Form des Menschen, es gibt nur das Bewegungslose, das Pflanzliche und das Belebte, und die menschliche Ebene entsteht, wenn wir eine besondere Art von Erziehung erfahren, die uns auf eine solche Ebene hebt.
Sehen wir uns die Menschheit an, können wir dann sagen, dass sie Menschen sind, die auf der menschlichen oder auf der belebten Ebene der Natur existieren? Hier brauchen wir eine klare Definition der beiden Ebenen.
Es gibt Menschen in dieser körperlichen Welt, die wissen, wie man sich kultiviert und zivilisiert verhält, d.h. auf eine Weise, die anderen nicht schadet. Vielleicht sind sie nicht einmal zur Schule gegangen, aber sie haben eine gewisse innere Intelligenz, die ihr Verhalten leitet. Im Gegensatz dazu können wir auch jemanden sehen, der an der Harvard University studiert hat, sich aber wie ein Tier verhält. Deshalb müssen wir den Unterschied zwischen den beiden Ebenen, der menschlichen und der belebten, verstehen.
Die Weisheit der Kabbala unterscheidet zweibeinige Lebewesen in „Mensch“ und „Tier“. Ein Tier ist jemand, der das gleiche Bild wie ein Mensch hat, der aber das angeborene egoistische Verlangen nach Nahrung, Sex, Familie, Geld, Ehre, Macht und Wissen erfüllen will. Das heißt, wir könnten uns mit allem, was diese Welt zu bieten hat, erfüllen, mit allem Reichtum, Respekt, Ruhm, Macht, Wissen und Kunstfertigkeit, aber wir würden immer noch als tierisch und nicht als menschlich definiert werden, wenn unsere Absicht darin besteht, aus einem solchen Angebot an Erfüllung selbst Nutzen zu ziehen.
Die menschliche Ebene bezeichnet diejenigen, die ihre Absicht von der angeborenen, auf sich selbst gerichteten Absicht auf das Wohl der anderen und der Natur verändern. Im Hebräischen steht das Wort „Adam“ für „Mensch“, das von dem Wort für „ähnlich“ („Domeh“) abgeleitet ist, von dem Satz „Domeh le Elyon“ („ähnlich dem Höchsten“). Das „Höchste“ ist die höchste Eigenschaft in der Wirklichkeit, die natürliche Eigenschaft der Liebe, des Gebens und der Verbindung, der kein Fünkchen Eigennutz anhaftet. So wie die Natur in ihrer grundlegenden Eigenschaft fungiert, alles innerhalb ihrer selbst zu lieben, zu beschenken, zu verbinden und zusammenzuhalten, so werden wir entsprechend einer solchen Neigung als „menschlich“ bezeichnet, wenn wir uns das Erreichen der Eigenschaft der Natur zum Ziel setzen und lernen, anderen und der Natur in gleichem Maße zu nützen, wie wir uns von Natur aus selbst zu nützen wünschen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Natur eine Qualität der Liebe ist, die wir in unseren Beziehungen zueinander erlangen können. Wenn wir die Liebe füreinander bis zu dem Maß erreichen, wie es geschrieben steht, „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, dann erreichen wir einen Zustand der Ähnlichkeit mit der Natur. Nach der Kabbala ist das Erreichen der Ähnlichkeit mit der Eigenschaft der Liebe, des Gebens und der Verbindung mit der Natur – der Aufstieg von der belebten auf die menschliche Ebene – der höchste Zustand, den wir in unserem Leben erreichen können; es ist der Zweck unseres Lebens, und sein Erreichen gibt uns ein Gefühl der Ewigkeit und Vollkommenheit, im Gegensatz zu allen begrenzten und unvollkommenen Empfindungen, die wir in unserem belebten Leben erleben.
Geschrieben/bearbeitet von Schülern des Kabbalisten Dr. Michael Laitman