Am 5.Oktober war Welt-Lehrer-Tag. Der Beruf des Lehrers war und ist es in einigen Ländern bis auf den heutigen Tag, eine hoch geschätzte Betätigung. Ein Lehrer war nicht nur einfach jemand der uns Mathe oder Englisch beibrachte. Vielmehr vermittelte er seinen Schülern echte Lebensweisheiten und war für sie ein Vobild dem sich nachzueifern lohnte. So wie die Dinge heute stehen scheint klar zu sein, dass wir dringlich gute Lehrer brauchen. Denn trotz all unseres Wissens fühlen wir uns verloren. Bevor wir nicht wirklich verstehen wo wir uns genau befinden, was wir hier eigentlich tun und wie wir uns selbst auf einen besseren Ort hin ausrichten können, werden wir sehr wahrscheinlich in einen weiteren Weltkrieg schlittern.
Um unseren Absturz aufzuhalten müssen wir damit aufhören uns lediglich auf die Anhäufung von Wissen zu konzentrieren. Der Erwerb von Information macht uns nicht zu glücklichen Menschen. Wohin z.B. hat uns das Wissen von der Kernspaltung geführt? Wir sind im Besitz nuklearer Waffen, welche innerhalb von Minuten die gesamte Menschheit auszulöschen vermögen. Wir verfügen über ein reiches Wissen in allen Lebensbereichen, aber was nützt uns das wirklich? Wir gehen ungewissen Zeiten entgegen.
Statt uns beizubringen was wir tatsächlich fürs Leben brauchen, käuen unsere armen Lehrer nur das wieder, was der jeweilige Staat ihnen vorgibt. Sie sind dazu gezwungen ihre Schüler zu belügen. Diese aber sind sich dessen sehr wohl bewusst. Im Alter von 9 oder 10 Jahren wissen die meisten Kinder, dass das was man ihnen als wahr verkauft, nicht der Wahrheit entspricht.
Infolgedessen verlieren die Schüler ihren Glauben in die Lehrer und achten kaum mehr darauf, was diese ihnen erzählen. Die Lehrer wiederum, welche ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen, machen weiter wie gehabt. Alles was in diesem System zählt sind Geld und Macht. Sie regieren die Welt. Kein Regime, keine Regierung ist frei davon.
Es ist höchste Zeit, dass wir begreifen, dass wir uns verändern müssen. Die Frage ist nur: wird uns das gelingen bevor die Bomben gefallen sind oder erst danach?
Um die notwendigen Veränderungen in die Tat umzusetzen, müssen wir aber alle handeln und es nicht etwa den Lehrern allein überlassen, den nötigen Wandel herbeizuführen. Wir müssen das gesamte System, die Basis unserer Zivilisation, von Grund auf neu gestalten. Dass wir egozentrische Narzissten sind, ist schon lange ein offenes Geheimnis und schockiert niemanden mehr. Problematischer ist, dass wir es ganz in Ordnung finden, zu bleiben wie wir sind. Bereits seit Jahrzehnten wissen wir, dass wir uns auf einem Kurs der Selbstzerstörung befinden. Geändert daran haben wir jedoch bis heute nichts.
Es ist an der Zeit, dass wir zu unseren eigenen Lehrern werden, und das nicht nur am Welt-Lehrer-Tag, sondern vielmehr in jedem Moment unseres Lebens. Auch muss uns klar sein, dass sich alle Länder der Welt, ohne jegliche Ausnahme, an diesen Veränderungen beteiligen müssen. Wir leben in einer globalen Welt. Obgleich wir uns dies nur ungern vor Augen führen: wir sind so sehr miteinander vernetzt, dass jeglicher Alleingang zwangläufig zum Scheitern verurteilt ist. Nur zusammen werden wir diese Herausforderung bewältigen können.
Demgemäß muss das Erziehungswesen seine Werte, Lehrpläne und Ziele neu abstecken. Alles in Hinblick darauf, die Menschheit auf einen besseren Weg zu bringen und einen nuklearen Krieg zu verhindern. Dieser neue Weg besteht nicht allein darin die CO2 Emissionen zu senken oder den Gebrauch fossiler Brennstoffe und den von Plastik zu begrenzen. Um eine tiefere und nachhaltige Veränderung zum Guten zu erreichen, müssen wir vor allem lernen unsere Haltung einander gegenüber zu verändern.
Nur wenn wir endlich unsere Gleichgültigkeit für die Bedürfnisse unserer Mitmenschen ablegen und damit beginnen, uns wirklich umeinander zu kümmern, wird die Menschheit eine Zukunft haben, in der es sich zu leben lohnt. Wenn wir echte Empathie füreinander entwickeln, werden wir auch zunehmend empfänglicher für die uns umgebende Natur. Es ist nur logisch, dass wir uns für jene, die uns am Herzen liegen, eine gute und gesunde Umgebung wünschen. In dem Moment wo wir aufhören einander auszunutzen, werden wir auch automatisch damit aufhören, die Natur auszubeuten. Dies wiederum wird dazu führen, dass wir unseren Konsum auf ein Maß zurückfahren, welches es der Natur erlaubt, sich wieder zu regenerieren.
Es gilt keine Zeit zu verlieren! Wir müssen jetzt zu unseren eigenen Lehrern werden, um zu lernen, menschlich miteinander umzugehen. Auch wenn wir anfänglich vielleicht nicht so genau wissen, wie wir das anstellen sollen, so wird uns dies mit der Zeit immer leichter von der Hand gehen. Die Sorge um den Mitmenschen wird uns zur zweiten Natur werden. Einander zu helfen beginnt oft im Kleinen. Unsere Absicht, dem anderen Gutes zu tun, wird uns leiten. Wir werden fühlen, wie gut es tut, sich in freundlicher Verbindung miteinander zu befinden. Und wir werden diese Verbindung mehr und mehr wollen, für uns und für die ganze Welt! Wenn wir die Sorge um unseren Mitmenschen zu unserem Lehrer machen, dann wird jeder andere Unterricht überflüssig.
Foto: Die Lehrerin Emma Rossi arbeitet mit der Schülerin Sara Montano in der ersten Klasse der Sokolowski Schule, wo sowohl für Schüler als auch Lehrer wegen der Corona Epidemie, Maskenpflicht gilt. Chelsea, Massachusetts, U.S., 15. September, 2021