Die Frage, wie und nach welchen Gesetzen sich die Weltgeschichte entwickelt, ist nicht leicht zu beantworten, denn sie hat nichts mit Geschichte und Geografie zu tun, sondern mit der Wahrnehmung der Realität.
Nach der Wissenschaft der Kabbala existieren zwei Kräfte im Universum: der Wunsch zu geben – die höchste, positive Kraft, „der Schöpfer“ und das Verlangen zu empfangen – die niedrigste, negative Kraft, „die Schöpfung“. Diese beiden Kräfte, die miteinander interagieren, bestimmen die gesamte Entwicklung der Welt.
Der erste Teil der Entwicklung der Welt steht ganz unter dem Einfluss des höheren Lichts, d.h. der Macht „des Schöpfers“. Umgekehrt erfuhr „die Schöpfung“ den Druck des Lichts und wurde unter seinem Einfluss transformiert.
Da laut Kabbala die Anfangsparameter und der Endzustand feststehen, ist es möglich, alle Entwicklungsstufen des Verlangens zu empfangen (der Schöpfung) unter dem Einfluss des Wunsches zu geben (dem Schöpfer) zu erfassen. Im Prinzip ist nichts, was geschieht ein Zufall. Da es nur einen Faktor gibt, der Einfluss nimmt – das höhere Licht – ist bereits im Voraus ersichtlich, welche Stufen die Geschöpfe durchlaufen werden.
Der Schöpfungsplan, nach welchem sich die Menschheit entwickelt, lässt dem Menschen die Freiheit auf den Einfluss von oben zu reagieren: stellt sich der Mensch trotz seines Egoismus auf die Seite des höheren Lichts – der Eigenschaft des Gebens, der Liebe und der Verbundenheit – oder widersetzt er sich dem Einfluss des Lichts, weil er nicht will oder kann?
Wehrt sich der Mensch gegen den Einfluss des Lichts, entstehen große Widerstandskräfte, Spaltungen und Trennungen, welche sich in der Geschichte der Menschheit widerspiegeln.
Heute befindet sich die Menschheit in einem sehr interessanten Entwicklungsstadium. Wir haben die Freiheit, die Menschheitsgeschichte so zu verändern, dass wir das Tempo und die Art der Entwicklung bestimmen können.
Sicher ist, dass wir uns in klar umrissenen, vorgegebenen Schritten entwickeln werden. Entweder wir durchlaufen diese Entwicklung bewusst und freiwillig, inklusive deren Verständnis und unserer Beteiligung, dann werden wir sie im Guten durchlaufen. Wenn wir uns jedoch weigern, den Plan der Schöpfung umzusetzen, werden wir noch mehr als heute darunter leiden.
Der Mehrheit der Menschheit ist dieser Plan unbekannt. Jene Menschen jedoch, die sich entschieden haben, die Weisheit der Kabbala zu studieren, haben sich verpflichtet, diesen Plan kennenzulernen. Bereits vor Tausenden von Jahren gab es Menschen, die in ähnlichen Zuständen waren. Sie konnten den Plan der Schöpfung erfassen, doch die Entwicklung der Menschheit musste noch weitergehen und bis zum heutigen Zustand kommen. Nun haben wir uns soweit entwickelt, das wir die Aufgabe, uns zu korrigieren und zu lernen, wie wir uns mehr auf das Wohl anderer fokussieren können, in Angriff nehmen müssen.
Da die gesamte Weltgeschichte also nach einem Plan abläuft und somit von Anfang an vorgegeben ist, fällt es z.B. Wissenschaftlern schwer, Fragen zu beantworten, wie: Welche Kraft entscheidet, als was ein Elementarteilchen existieren will? Hat demzufolge der Mensch überhaupt eine freie Wahl, einen freien Willen? Was spielt die Zeit darin für eine Rolle? Bereits herausgefunden haben Wissenschaftler, dass alles, was wir untersuchen, von jener Person abhängt, die etwas betrachtet. Es scheint also so, als ob die Gegenwart die Vergangenheit bestimmt, das heißt, die Zeit fließt rückwärts…
Die Kabbala erklärt das auf eine viel einfachere Weise. Da laut Kabbala die Welt bereits in der Unendlichkeit in perfekter Form vorliegt, hat das alles nichts mit dem Konzept der Zeit zu tun. Da alle Zustände vorherbestimmt sind, gibt es keine Zufälle, keine Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft. Es ist so, als ob ein Film vor dem menschlichen Auge abläuft und er nur die einzelnen Bilder sieht. Das ist unser Leben. Obschon wir es im Äußern wahrnehmen, spielt es sich in uns ab. Wir sind nur Betrachter.
Alles, was wir tun, alles was passieren wird, ist bekannt, außer einer Sache: wenn wir uns in eine Gruppe begeben, die die Kabbala studiert und wir somit lernen, wie man die höhere Kraft auf sich zieht und so Veränderungen bewirken kann. Das heißt aber nicht, dass wir damit die Geschichte selbst verändern oder den Ablauf der Ereignisse. Es ändert sich nur unsere Einstellung dazu. Denn es ist unsere Einstellung, die bestimmt, was wir auf diesen Bildern sehen: Krieg oder Frieden, Gut oder Böse. Das ist es, was wir bestimmen können.
[#215706]
Geschrieben/bearbeitet von Student*innen des Kabbalisten Michael Laitman.