„Jude“ ist kein schlechtes Wort. Es gibt keinen Grund, sich für seine Verwendung zu entschuldigen, behauptete die deutsch-jüdische Gemeinschaft, nachdem das führende Wörterbuch der deutschen Sprache Duden eine Erklärung zu ihrer Standarddefinition hinzugefügt hatte, in der es hieß, dass der Begriff „Jude“ oft als abwertend empfunden werden könnte. Diese Klarstellung wurde später wieder entfernt, weil die deutschen Juden der Meinung waren, dass sie den Begriff nur als diskriminierend verfestigen würde. Derartige Kontroversen über die Terminologie werden den Judenhass jedoch niemals auslöschen, sondern ihn nur noch verstärken.
Um das Thema zu umgehen und mögliche negative Konnotationen zu vermeiden, definieren sich viele jüdische Gemeinden auf der ganzen Welt als „Hebräer“ oder „Israeliten“. In ähnlicher Weise hat der britische Fußballverein Tottenham kürzlich seine Fans aufgefordert, sich nicht mehr als „Yid Army“ (aus dem Jiddischen, was sich auf die besonders große Zahl jüdischer Anhänger bezieht) zu bezeichnen, da sie sich nicht mit Begriffen identifizieren wollen, die als beleidigend angesehen werden könnten. Aber das Umschiffen von Wörtern wird antisemitische Ansichten niemals lindern, denn der Hass gegen Juden ist kein semantisches, sondern ein menschliches Problem.
Antisemitismus stammt aus tief verwurzelten Verbindungen aller Menschen der Welt. Diese Verbindungen sind unsichtbare spirituelle Verbindungen, aber sie sind tief im Unterbewusstsein der Menschen verankert. Auf der Ebene dieses Netzes haben die Juden eine zentrale Rolle in der Menschheit zu spielen: Sie müssen als Verbindungsglied zwischen allen Völkern fungieren, die sich auf natürliche Weise voneinander getrennt fühlen.
Die Juden müssen diese Rolle erfüllen, indem sie sich zunächst zu einem Herzen verbinden. Dann wird die verbindende Kraft zwischen ihnen die gesamte Wirklichkeit wie Organe eines gemeinsamen Körper vereinen.
Immer dann, wenn sie diese Rolle nicht spielen oder sich davon entfernen, dann erwecken sie negative Kräfte gegen sich und laden zu feindseligen antisemitischen Reaktion ein, wie wir das in unserer Zeit wieder verstärkt wahrnehmen.
Statt sich mit oberflächlichen Erklärungen darüber zu befassen, ob das Wort „Jude“ abwertend ist oder nicht, sollten Juden daher die tiefe Bedeutung des Begriffs, die sich über Generationen hinweg durchgesetzt hat, in die Praxis umsetzen und verinnerlichen: „Jude“ (vom hebräischen Wort Jehudi) – Jehudi bedeutet einzigartig und einheitlich.
Das jüdische Volk ist kein Volk wie andere Nationen, das sich auf den gemeinsamen Nenner wie Heimatland, Familienbeziehungen, Herkunft oder Hautfarbe gründet. Die Anhänger Abrahams, des Gründers der jüdischen Nation, waren vielmehr eine Ansammlung verschiedener Menschen, deren einziger gemeinsamer Nenner eine gemeinsame ideologische Grundlage war. Diese besondere Gruppe wurde später „Israel“ genannt, was sich von dem Ausdruck Iaschar-El (direkt zum Gott) ableitet, d. h. ein Wunsch – direkt ausgerichtet auf die höhere Macht, die die Wirklichkeit lenkt.
Auf der Grundlage dieses Prinzips ist nach Ansicht der Weisen ein Jude jeder Mensch auf der Welt, unabhängig von Rasse, Geschlecht, Sprache oder Nationalität, der sich danach sehnt, mit allen über alle Unterschiede hinweg vereint zu sein. Ein Jude ist jemand, der danach strebt, die gesamte Menschheit und die gesamte Wirklichkeit mit der Urkraft der Natur, der Höheren Kraft, zu vereinen.
Daher wird nur eine jüdische Gemeinschaft, die lernt, sich zu vereinen und alle Unterschiede zu überwinden, die ihre Mitglieder trennen, spüren, wie sich Vorurteile und negative Einstellungen ihr gegenüber zum Besseren wenden. Dann wird auch ohne Worte und Definitionen eine neue Bedeutung des Jüdischsein in den Herzen derer zu spüren sein, die sie ablehnen, und Feindseligkeit wird sich in Wertschätzung umwandeln.