Wir passen uns ständig an verschiedene Verhaltensregeln an, um uns nicht schämen zu müssen.
Abgesehen davon, dass wir uns um das Lebensnotwendige kümmern, nämlich um Nahrung, Unterkunft, gute Hygiene und die Versorgung unserer Familien, ist alles andere, was wir tun, durch unser Bedürfnis motiviert, Scham zu vermeiden.
Der Grund für unser Bedürfnis, Scham zu vermeiden, liegt in der Grundlage unserer Existenz, im Prozess der Entstehung unserer Realität.
Die Weisheit der Kabbala, die den Prozess der Entstehung und Entwicklung unserer Realität erklärt, beschreibt, dass der Schöpfer (der Wille zu geben) die Schöpfung (der Wille zu empfangen) erschuf und sie mit Licht (Freude, Erfüllung, Genuss) erfüllte. Nachdem die Schöpfung die Freude durch das Licht gespürt hatte, erkannte sie, dass hinter der Freude, die sie empfand, eine größere Eigenschaft stand – ein Geber der Freude. Das Gefühl, dass es einen Geber der Freude gab und dass sie ein Empfänger der Freude war, veranlasste die Schöpfung, Scham zu empfinden. Mit anderen Worten: Scham ist die erste Reaktion der Schöpfung, wenn sie ihren Schöpfer spürt, und sie ist somit das, was wir vervollständigen müssen, um die Ähnlichkeit mit dem Schöpfer zu erlangen.
Deshalb steht in unserer Welt, die aus diesem Wechselspiel von Geben und Nehmen zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung entstanden ist, das Gefühl der Scham hinter der Art, wie wir in der Gesellschaft denken und handeln.
