Einer meiner Studenten erzählte mir, dass als er seine Ängste mit jemandem der ihm nahestand, wie seiner Frau oder einem engen Freund, besprach, nahmen seine Ängste in dem Moment ab, als er sich diesen Personen gegenüber öffnete – noch bevor er einen Rat oder Unterstützung erhielt.
Zweisamkeit verringert definitiv die Angst. In der Weisheit der Kabbala gibt es ein Sprichwort, das besagt, dass „geteilter Kummer halber Kummer ist“, d. h. wenn wir ein Gefühl teilen, teilen wir es auf, und es wird dadurch leichter zu bewältigen.
Da es recht einfach zu erkennen ist, wie das Teilen unserer Erfahrungen unsere negativen Gefühle mindert, stellt sich die Frage, warum wir diese Fähigkeit nicht häufiger nutzen? Warum fällt es uns so schwer, unsere Ängste und Befürchtungen mit anderen zu teilen?
Wir fürchten uns in der Tat davor, unser Herz zu öffnen und jedem zu zeigen, dass wir gewisse Ängste und Befürchtungen haben. In der Regel haben wir noch dazu Angst, diese mit anderen zu teilen, um nicht von anderen als schwach wahrgenommen zu werden. Da die Gesellschaft generell stärkere, klügere, wohlhabendere und leistungsfähigere Menschen schätzt, sind wir anfälliger für Ausbeutung, wenn wir unsere Sorgen vor einer solchen Gesellschaft offen zeigen. Wir müssen also ein soziales Umfeld suchen, das uns nicht für unsere Offenheit ausnutzt, sondern uns ein Gefühl des Vertrauens und der Zuversicht vermittelt, mit negativen Gefühlen zurecht zu kommen.
Ein soziales Umfeld, das den Glauben und das Vertrauen in seine Mitglieder garantieren kann, ist eines, das sich aktiv an die höhere gute und wohlwollende Kraft anlehnt – die Kraft der Liebe, des Gebens und der Verbindung. Es ist dieselbe Kraft, die negative Gefühle in uns weckt, seien es Ängste, Befürchtungen oder verschiedene andere schmerzhafte Empfindungen, damit wir uns dieser Kraft annähern, und wir tun dies, indem wir uns einander annähern.
Wollen wir uns mit der höheren Kraft verbinden und zulassen, dass ihre perfekte Eigenschaft der Liebe, des Gebens und der Verbindung unser Leben mit einem Gefühl des Vertrauens und der Zuversicht erfüllt, dann müssen wir eine solche Eigenschaft anderen gegenüber nachahmen, und ihnen ein Gefühl des Glaubens und der Zuversicht geben, damit sie dasselbe uns gegenüber tun. Durch den Wunsch, sich positiv mit anderen zu verbinden, erwecken wir die positive Kraft, die in der Natur wohnt. Die neu geschaffenen Verbindungen bewirken in uns ein tiefes Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens, sodass alle Ängste, die wir vielleicht in uns tragen, weggespült werden.
Geschrieben/bearbeitet von Schülern des Kabbalisten Dr. Michael Laitman.